Jindal zeigt Interesse an Thyssenkrupp-Stahlsparte

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2 hours ago

Die Aktien von Thyssenkrupp legten kräftig zu, nachdem Berichte über ein Übernahmeinteresse des indischen Stahlkonzerns Jindal Steel International die Runde machten. Mit einem Kursplus von 4,7 Prozent reagierten die Märkte deutlich positiv auf die Nachricht. Händler verwiesen auf ein „indikatives, unverbindliches Angebot“ des drittgrößten Stahlherstellers Indiens für Thyssenkrupp Steel Europe.

Ein Marktteilnehmer warnte jedoch vor vorschnellen Schlüssen: „Problematisch an solchen Angeboten ist, dass man die Motive nicht genau erkennt, also ob dahinter Industrie- oder Familienpolitik steht.“ Hintergrund ist der Konkurrenzkampf zwischen der Jindal-Familie und der Mittal-Familie in Indien, die beide um die Spitzenposition im globalen Stahlgeschäft ringen.

Vorstand prüft strategische Optionen

Der Vorstand von Thyssenkrupp will das Angebot sorgfältig bewerten, insbesondere mit Blick auf die wirtschaftliche Perspektive, die Umsetzung der grünen Transformation sowie die Sicherung der Beschäftigung an den Standorten. Details zu einem möglichen Kaufpreis wurden bislang nicht bekannt gegeben.

Die Gewerkschaft IG Metall begrüßte den Schritt ausdrücklich. Jürgen Kerner, zweiter Vorsitzender der Gewerkschaft und stellvertretender Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp, erklärte: „Dass ein wachstumsorientierter Stahlkonzern wie Jindal Steel International als strategischer Investor bei Thyssenkrupp Steel einsteigen will, ist grundsätzlich eine gute Nachricht für unsere Beschäftigten.“ Er forderte, nun rasch in „substanzielle Gespräche“ einzutreten.

Herausforderungen für die Stahlsparte

Thyssenkrupp Steel, größter Stahlhersteller Deutschlands, befindet sich seit Jahren in einem schwierigen Umfeld. Konjunkturschwäche, hohe Energiepreise und Billigimporte aus Asien setzen das Unternehmen massiv unter Druck.

Als Reaktion plant der Konzern, seine jährliche Produktionskapazität von derzeit 11,5 Millionen Tonnen auf etwa neun Millionen Tonnen zu reduzieren. Damit verbunden ist ein Abbau oder eine Ausgliederung von rund 11.000 Arbeitsplätzen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen nach Angaben der Unternehmensführung allerdings vermieden werden.

Internationale Verflechtungen und Beteiligungen

Parallel arbeitet Thyssenkrupp an einer stärkeren Eigenständigkeit seiner Stahlsparte. Der tschechische Energiekonzern EPH, geführt von Daniel Křetínský, hält bereits 20 Prozent an dem Unternehmen. Ziel ist es, ein 50:50-Joint-Venture mit Thyssenkrupp zu schaffen. Dieses Modell könnte unabhängig vom möglichen Einstieg von Jindal Steel eine tragende Rolle für die künftige Ausrichtung spielen.Jindal Steel bringt nach Einschätzung von IG Metall wichtige Vorteile mit: eigener Rohstoffzugang, internationale Erfahrung und Kenntnisse in der klimafreundlichen Stahlproduktion. Ob diese Faktoren zu einer nachhaltigen Stabilisierung von Thyssenkrupp Steel beitragen können, wird in den kommenden Monaten intensiv diskutiert werden.

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