Nikkei legt kräftig zu
Die Märkte in Ostasien präsentierten sich am Freitag uneinheitlich. Besonders Tokio stach dabei positiv hervor: Der Nikkei-Index kletterte um 1,6 Prozent nach oben. Unterstützung kam vor allem von exportstarken Konzernen, die von der jüngsten Yen-Schwäche profitierten.

Hintergrund ist die Rede von Kazuo Ueda, dem Gouverneur der Bank of Japan (BOJ). Zwar betonte er die grundsätzliche Bereitschaft zu künftigen Zinserhöhungen, ließ jedoch gleichzeitig erkennen, dass man die Belastungen für japanische Unternehmen durch die US-Zollpolitik nicht außer Acht lassen könne. Der Markt deutete diese Worte als vorsichtige Zurückhaltung, was den Yen schwächte und Exportwerte wie Automobil- und Technologietitel beflügelte.
Ein Analyst fasste die Stimmung so zusammen: „Die BOJ signalisiert Wachsamkeit, aber keine überhasteten Schritte. Das verschafft den Börsen Luft.“
Yen-Schwäche stützt Exportsektor
Der Wechselkurs des Yen zum US-Dollar entwickelte sich nach Uedas Auftritt schwächer. Für Japans Industrie ist dies ein Vorteil: Produkte werden im Ausland günstiger, was die Wettbewerbsfähigkeit stärkt.
Gerade Automobilhersteller wie Toyota, Honda und Nissan profitieren von diesem Umfeld. Hinzu kommt die robuste Nachfrage aus den USA und Asien. Die Kombination aus günstiger Währung und soliden Exportmärkten erklärt, weshalb die Stimmung in Tokio aktuell besser ist als in vielen anderen Handelsplätzen.
Zusätzliche Aufmerksamkeit gilt der bevorstehenden Wahl des neuen Premierministers durch die Regierungspartei LDP. Nach dem Rücktritt von Shigeru Ishiba im September wird am Wochenende ein Nachfolger bestimmt. Investoren erhoffen sich politische Stabilität und klare wirtschaftliche Leitlinien.
Hongkong gerät unter Druck
Deutlich schwächer zeigte sich dagegen der Markt in Hongkong. Der Hang-Seng-Index verlor am Freitag 0,9 Prozent. Hauptverantwortlich waren die Kursrückgänge der Aktien von Elektroautoherstellern, die noch am Vortag von positiven Verkaufszahlen profitiert hatten.

Am Freitag jedoch schlug die Stimmung um. Papiere von Geely gaben um 2,8 Prozent nach, Nio verlor 2 Prozent und Xpeng stürzte sogar um 3,9 Prozent ab. Auslöser war die Entwicklung in den USA: Zwar meldete Tesla einen Absatzrekord und übertraf die Markterwartungen, doch war dieser Erfolg auf einen Sondereffekt zurückzuführen – die Ausnutzung einer auslaufenden Steuervergünstigung für Elektrofahrzeuge.
„Der E-Automarkt hat sich künstlich aufgebläht. Ohne Subventionen wird das Wachstum schwieriger zu halten sein“, kommentierte ein Händler. Entsprechend zogen die Anleger in Hongkong Gewinne ab, was den Sektor deutlich belastete.
Feiertagsruhe in Shanghai und Seoul
In China und Südkorea blieb der Handel feiertagsbedingt geschlossen. Dennoch richten Investoren weltweit den Blick auf diese Märkte, da sie eine Schlüsselrolle in Asien spielen.
In Shanghai werden nach der Feiertagspause vor allem die Reaktionen auf die jüngsten Konjunkturdaten erwartet. China kämpft weiterhin mit schwacher Binnennachfrage, hohen Immobilienrisiken und internationalem Druck im Handel. Marktbeobachter rechnen damit, dass die Regierung weitere Unterstützungsmaßnahmen prüfen könnte.
In Seoul dürfte die Entwicklung der Halbleiterindustrie im Fokus stehen, die für Südkoreas Wirtschaft entscheidend ist. Hier erwarten Analysten eine Fortsetzung des Aufwärtstrends, nachdem die Nachfrage nach Speicherchips in den letzten Monaten wieder angezogen hat.
Asien-Märkte zwischen Hoffnung und Unsicherheit
Das Gesamtbild der asiatisch-pazifischen Börsen bleibt damit gemischt. Auf der einen Seite stehen die Gewinne in Tokio, die von geldpolitischer Zurückhaltung und Währungsbewegungen getragen werden. Auf der anderen Seite drücken die Elektroautowerte in Hongkong die Stimmung.
Die kommenden Tage dürften von drei Faktoren bestimmt werden:
- der Wechselkursentwicklung des Yen,
- den politischen Entscheidungen in Japan nach der LDP-Wahl,
- und der weiteren Einschätzung der Nachfrage nach Elektroautos weltweit.
Internationale Anleger achten zudem verstärkt auf die US-Handelspolitik, die nicht nur Japan, sondern die gesamte Region beeinflusst. Schon geringe Verschiebungen bei Zöllen oder Subventionen können die Exportaussichten massiv verändern.
Ein Analyst brachte die Lage auf den Punkt: „Asiens Märkte stehen derzeit zwischen Zuversicht und Sorge. Tokio profitiert von der BOJ-Politik, während Hongkong mit den Schattenseiten des Subventions-Endes zu kämpfen hat.“