Armut im Alter: Ostdeutsche stärker gefährdet

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2 weeks ago

Die Vermögensverteilung in Deutschland bleibt trotz eines Anstiegs der Haushaltsvermögen in den letzten Jahren weiterhin sehr ungleich. Besonders auffällig ist die Diskrepanz zwischen Ost- und Westdeutschland, wie der Sozialbericht 2024 des Statistischen Bundesamtes zeigt. Laut den darin zusammengefassten Erkenntnissen aus Sozialforschung und Statistik ist das Armutsrisiko für ältere Menschen gestiegen, wobei Ostdeutschland besonders betroffen ist. Fast jede vierte Person im Alter von 60 bis 79 Jahren ist dort von Armut bedroht.

Ungleichheit auf hohem Niveau

Die obersten zehn Prozent der deutschen Haushalte besitzen 56 Prozent des Gesamtvermögens. Deutschland zählt im europäischen Vergleich zu den Ländern mit der stärksten Ungleichverteilung des Vermögens. Eine zentrale Ursache für die dauerhaften Vermögensunterschiede sind Erbschaften und Schenkungen, von denen vor allem vermögendere Gruppen und die Altersgruppe der 25- bis 54-Jährigen profitieren. Philip Wotschack vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung bemerkte dazu: „In den letzten zehn Jahren gab es hier kaum Angleichungen.“

Steigende Immobilienpreise als Vermögensfaktor

Die stark gestiegenen Immobilienpreise sind ein wesentlicher Grund für die Zunahme des Nettovermögens der Haushalte. Zwischen 2010/11 und 2021 stieg das durchschnittliche Vermögen der deutschen Haushalte um 62 Prozent, von 195.200 Euro auf 316.500 Euro. Unter Berücksichtigung der Inflation verbleibt ein realer Zuwachs von 39 Prozent.

Der Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland ist dabei markant: Während westdeutsche Haushalte ein durchschnittliches Nettovermögen von 359.800 Euro aufweisen, liegt dieses in Ostdeutschland bei nur 150.900 Euro. Das Nettovermögen setzt sich aus allen Sach- und Finanzwerten abzüglich Schulden und anderen Verbindlichkeiten zusammen.

Gründe für die Vermögensunterschiede

Die anhaltende Vermögenskluft hat mehrere Ursachen. Zum einen bleibt das Lohnniveau in Ostdeutschland weiterhin niedriger als im Westen, was den Vermögensaufbau erschwert. Zudem weist der Immobilienmarkt im Osten aufgrund des Bevölkerungsrückgangs geringere oder gar keine Wertsteigerungen auf. „Dazu kommen die sehr beschränkten Möglichkeiten zum privaten Vermögensaufbau in der DDR“, erläutert Wotschack.

Diese Faktoren tragen dazu bei, dass Ostdeutschland trotz gesamtwirtschaftlicher Fortschritte weiterhin hinterherhinkt. Der Bericht zeigt, dass die wirtschaftliche Angleichung in den letzten Jahrzehnten nur wenig vorangekommen ist, und die Unterschiede zwischen den Regionen bestehen bleiben.

Der Sozialbericht 2024 verdeutlicht die erheblichen sozialen Unterschiede in Deutschland, insbesondere zwischen Ost- und Westdeutschland. Diese Ungleichheiten führen dazu, dass viele Ostdeutsche im Alter einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt sind. Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um die strukturellen Herausforderungen zu bewältigen und die Vermögensverteilung gerechter zu gestalten.

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