Es ist ein Dienstagmorgen in Frankfurt, und vor der Lindt-Filiale formiert sich eine ungewöhnliche Menschenmenge. Rund 200 Personen stehen geduldig Schlange, einige bereits seit den frühen Morgenstunden, um ein ganz besonderes Produkt zu ergattern: die neue Dubai-Schokolade von Lindt, die für 14,99 Euro pro 150 Gramm verkauft wird. Diese Schokolade, gefüllt mit Pistazienmark, Tahini und knusprigen Teigfäden – bekannt als Kadaifi – hat sich dank Social Media und Food-Influencern einen besonderen Hype erarbeitet.
Geduld und Hingabe: Szenen vor der Filiale
Um 8:06 Uhr, gut zwei Stunden vor Ladenöffnung, zählt die Schlange bereits etwa 30 Menschen. Die Person an der Spitze, Farah, eine 30-jährige Frau aus Schotten, harrt seit 2:30 Uhr aus. Sie erklärt: „Ich habe die Dubai-Schokolade schon selbst gemacht, aber wenn Lindt eine Version mit dieser Qualität herausbringt, muss ich sie probieren.“ Neben ihr steht ihr Partner, der auf die Sicherheit während der Nachtfahrt bestanden hat. Für Farah ist es eine Mischung aus Genuss und Neugier: „Auch wenn das eigentlich gestört ist“, lacht sie. Ihr Ziel ist klar: den Vergleich zur selbstgemachten Variante ziehen.
Andere Menschen in der Schlange haben ebenfalls besondere Gründe. Ein Vater möchte seinen Sohn überraschen, während zwei Praktikantinnen für ihren Arbeitgeber die Konkurrenz auskundschaften. „Man muss ein bisschen verrückt sein“, sagt eine ältere Frau mit einem ausziehbaren Stuhl in der Hand. „Sonst ist das Leben zu langweilig.“
Ein Lehrstück des Marketings
Lindt-Mitarbeiter laufen mehrmals durch die Reihen und verteilen Schokoladenproben. Der Hype wird professionell begleitet, und sogar ein Tiktoker ist vor Ort, um den Countdown zur Öffnung zu filmen. „Schlimmer als jeder Klub“, ruft ein junger Mann, der mit seiner Freundin gekommen ist, um das Spektakel mitzuerleben. Doch niemand geht, die Geduld in der Schlange bleibt ungebrochen.
Ein umkämpftes Produkt
Die Dubai-Schokolade enthält laut Zutatenliste neun Prozent Pistazien, wobei Lindt lieber den höheren Anteil von 24 Prozent Pistazien in der Füllung hervorhebt. Diese Mischung hat in Düsseldorf bereits für Schlagzeilen gesorgt, als eine Autoscheibe eingeschlagen wurde, um die kostbare Schokolade zu stehlen. Auf Kleinanzeigenportalen erreichte das Produkt Preise von bis zu 2900 Euro.
Der Erfolg bringt auch rechtliche Herausforderungen mit sich. Laut „Bild“ plant die Alina Wilmers Verwaltungs GmbH rechtliche Schritte gegen Hersteller, die diese Schokolade außerhalb Dubais produzieren. Markenanwalt Oliver Löffel erklärt dazu: „Ich sehe keinen irreführenden Herkunftsbezug im Namen der Schokolade, sondern einen Hinweis auf eine spezifische Rezeptur im Sinne eines ‚Styles‘.“ Für Lindt könnte dieser Streit positiv ausgehen.
Mehr als nur Schokolade
Als es um zehn Uhr endlich losgeht, zeigt sich, dass das Warten für viele nicht nur um das Produkt ging, sondern um das Gemeinschaftserlebnis. Farah bleibt optimistisch: „Dann hat es sich trotzdem gelohnt, denn ich hatte einen schönen Abend mit meinem zukünftigen Mann.“ Sein gequältes Lächeln bleibt unkommentiert – in der Schlange ist eben alles anders.