Die kommunalen Krankenhäuser in Deutschland stehen vor einem gravierenden Konflikt: Ab dem 15. Januar drohen unbefristete Streiks der Ärztinnen und Ärzte. Bei einer Urabstimmung stimmten 92 Prozent der Mitglieder des Marburger Bundes klar für Streikmaßnahmen. Die Gewerkschaft hatte zuvor bereits Warnstreiks durchgeführt.
Forderungen der Ärzte: Wertschätzung und faire Bedingungen
Der Marburger Bund fordert eine Gehaltserhöhung von 8,5 Prozent, bessere Regelungen für Schicht- und Wechseldienste sowie höhere Vergütungen für Bereitschafts- und Rufdienste. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll dabei auf zwölf Monate begrenzt sein. „Unsere Mitglieder erwarten ein wertschätzendes Angebot, das ihrer Leistung gerecht wird“, erklärte die Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Susanne Johna.
In den bisherigen fünf Verhandlungsrunden konnte keine Einigung mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) erzielt werden. „Sollten die Arbeitgeber keine Bereitschaft zeigen, unsere Forderungen zu erfüllen, wird es zu Streiks kommen“, kündigte Johna an.
Angebot der Arbeitgeber stößt auf Ablehnung
Die VKA hatte zuletzt ein Angebot vorgelegt, das stufenweise Gehaltserhöhungen von insgesamt 5,5 Prozent bei einer Laufzeit von 30 Monaten vorsah. Zusätzlich sollte der Nachtzuschlag von 15 auf 20 Prozent erhöht und eine Einmalzahlung von 500 Euro geleistet werden. Dieses Angebot wurde von der Tarifkommission des Marburger Bundes jedoch als unzureichend zurückgewiesen. Kritisiert wurde insbesondere, dass mehrere Monate ohne jegliche Erhöhung vorgesehen waren.
Dr. Andreas Botzlar, der zweite Vorsitzende des Marburger Bundes, warf der VKA vor, den Konflikt auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten auszutragen. „Mit ihrer störrischen Haltung lässt die VKA uns keine andere Wahl, als zum letzten Mittel zu greifen“, so Botzlar.
Kommunale Kliniken in finanzieller Notlage
Die VKA sieht die Situation anders. Dirk Köcher, Verhandlungsführer der Arbeitgeber, betonte, dass die Kliniken finanziell mit dem Rücken zur Wand stünden. „Es geht hier nicht um Sparmaßnahmen, sondern um die Sicherung der Existenz vieler kommunaler Krankenhäuser.“ Die laufende Urabstimmung bezeichnete er als gezielte Eskalation seitens der Gewerkschaft.
Betroffene und Auswirkungen
Der Tarifvertrag betrifft etwa 60.000 Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Krankenhäusern bundesweit. Sollte es tatsächlich zu einem Streik kommen, könnten Patienten mit erheblichen Einschränkungen in der medizinischen Versorgung rechnen.
Der Ausgang der Tarifverhandlungen bleibt ungewiss, doch die Bereitschaft der Ärzte, für ihre Forderungen zu kämpfen, ist deutlich. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob ein Kompromiss gefunden werden kann oder die Streiks Realität werden.