Der Vergewaltigungsprozess um Gisèle Pelicot hat mit einem historischen Urteil geendet. Dominique Pelicot, der Hauptangeklagte und Ex-Mann der Opferin, wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt. Seine Verbrechen, die über fast ein Jahrzehnt andauerten, hatten Frankreich tief erschüttert.
Jahrelanger Missbrauch und Vergewaltigung
Dominique Pelicot hatte seine damalige Ehefrau Gisèle wiederholt mit starken Medikamenten betäubt, um sie von Fremden missbrauchen zu lassen. Diese Taten dokumentierte er in Hunderten Fotos und Videos. Gisèle selbst hatte von den Übergriffen aufgrund der Betäubung nichts mitbekommen. Vor Gericht gestand der 72-Jährige die schweren Verbrechen, die er fast zehn Jahre lang begangen hatte. Das Urteil ist noch nicht endgültig, eine Berufung kann eingelegt werden.
Weitere Urteile gegen 50 Mitangeklagte
Neben Pelicot standen 50 weitere Männer vor Gericht, von denen die meisten wegen schwerer Vergewaltigung verurteilt wurden. Ein Mann wurde des versuchten sexuellen Übergriffs schuldig gesprochen, zwei weitere wegen sexueller Gewalt. Das Strafmaß der Mitangeklagten soll ebenfalls harte Konsequenzen nach sich ziehen. Nebenklageanwalt Antoine Camus erklärte: „Jeder hat auf seine Weise zu diesem Martyrium beigetragen.“
Zufällige Aufdeckung im Jahr 2020
Die Taten kamen 2020 zufällig ans Licht, als Pelicot festgenommen wurde, weil er Frauen im Supermarkt heimlich filmte. Bei der Durchsuchung seines Computers stießen die Ermittler auf Beweise für die jahrelangen Misshandlungen. Gisèle Pelicot schätzt, dass sie etwa 200 Mal vergewaltigt wurde. Ein Dutzend weiterer Täter konnte nicht identifiziert werden.
Ein mutiges Vorbild für viele Frauen
Gisèle Pelicot entschied sich, den Prozess öffentlich führen zu lassen. Sie erklärte vor Gericht: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“ Mit ihrer Entscheidung, offen über die Taten zu sprechen, wollte sie anderen missbrauchten Frauen Mut machen. „Nicht wir sollten uns schämen, sondern sie“, sagte sie und erhielt landesweit Unterstützung. Vor dem Gerichtsgebäude wurde sie nach der Urteilsverkündung mit Jubel empfangen.
Eine Botschaft an Frankreich
Das Verfahren hat Frankreich wachgerüttelt und Gisèle Pelicot zur Symbolfigur für den Kampf gegen sexuelle Gewalt gemacht. „Wir führen denselben Kampf“, erklärte sie, als sie ihre Solidarität mit anderen Opfern ausdrückte. Die drastischen Urteile senden ein klares Signal: Solche Verbrechen werden nicht toleriert.