Der Biermarkt in Deutschland steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Traditionelle Konsummuster weichen neuen Trends, die vor allem durch ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein und wirtschaftliche Herausforderungen geprägt sind. Der „Dry January“, ein Monat ohne Alkohol, symbolisiert diesen Wandel und beeinflusst die Branche spürbar.
Rückgang des Bierkonsums
Der Pro-Kopf-Verbrauch von Bier in Deutschland ist seit Jahren rückläufig. Während 2013 noch durchschnittlich 103 Liter pro Jahr konsumiert wurden, sank dieser Wert bis 2023 auf 88 Liter – ein historischer Tiefstand. Besonders die junge Generation trägt zu diesem Rückgang bei. Laut Oettinger-Chef Stefan Blaschak beschäftigen sich junge Menschen zunehmend mit bewusster Ernährung, bei der Proteine und Gesundheit eine zentrale Rolle spielen.
Boom bei alkoholfreiem Bier
Trotz des allgemeinen Konsumrückgangs zeigt der Markt für alkoholfreies Bier ein anderes Bild. Die Produktionsmenge verdoppelte sich innerhalb von zehn Jahren von 267 auf 556 Millionen Liter. Der Umsatz stieg 2023 auf 1,5 Milliarden Euro. Für viele Brauereien ist der Fokus auf alkoholfreie Alternativen eine Überlebensstrategie in einem schrumpfenden Markt.
Konsolidierung des Marktes
Die Veränderungen führen zu einer Konsolidierung des Marktes. Große Brauereien wie die Radeberger Gruppe verzeichnen Umsatzrückgänge, während Wettbewerber wie die Ab InBev-Gruppe ihren Absatz steigern konnten. Der Gesamtabsatz von Bier in Deutschland sank jedoch um 11,5 Prozent im Vergleich zu 2013 und sogar um 25,3 Prozent gegenüber 2003.
Stefan Blaschak prognostiziert, dass der Druck auf kleinere Brauereien zunehmen wird: „Einige Brauereien werden verschwinden, was sehr bedauerlich ist, da sie Teil unserer Kultur sind.“
Wirtschaftliche Herausforderungen
Neben den sinkenden Konsumzahlen belasten auch steigende Kosten die Brauereien. Die Energiepreise und die Kosten für Rohstoffe wie Malz (+90 Prozent) und Hopfen (+30 Prozent) haben die Produktionskosten stark erhöht. Auch Flaschenglas verteuerte sich um 70 Prozent. Diese Entwicklungen führten zu einem Bierpreisanstieg von 11,6 Prozent im Jahr 2023, was nicht nur Brauereien, sondern auch Verbraucher trifft.
Der deutsche Biermarkt steht vor einer ungewissen Zukunft. Gesundheitsbewusstsein und wirtschaftlicher Druck führen zu tiefgreifenden Veränderungen. Während alkoholfreies Bier boomt, kämpfen kleinere Brauereien um ihr Überleben. Der „Dry January“ spiegelt nicht nur einen gesellschaftlichen Trend wider, sondern verdeutlicht die Herausforderungen einer Branche, die sich neu erfinden muss.