Die Zeiten, in denen Streaming-Plattformen wie Netflix, Disney+ und Amazon Prime Video als werbefreie Alternativen zum klassischen Fernsehen galten, gehören zunehmend der Vergangenheit an. Immer mehr Anbieter integrieren Werbung in ihre Angebote, was bei vielen Nutzern für Unmut sorgt.
Neue Preismodelle mit Werbung
Einst war die Werbefreiheit ein zentrales Verkaufsargument der Streaming-Dienste. Doch mittlerweile locken viele Anbieter mit günstigeren Abonnement-Optionen, die Werbung enthalten. Bei Netflix kostet das werbefinanzierte Basis-Abo 4,99 Euro pro Monat, während das Standard-Abo ohne Werbung 13,99 Euro beträgt. Disney+ bietet ein ähnliches Modell an: Das werbefinanzierte Abo kostet 5,99 Euro, das werbefreie Standard-Abo 9,99 Euro. Amazon Prime Video hingegen erhebt seit Februar 2024 für Werbefreiheit einen zusätzlichen Betrag von 2,99 Euro monatlich.
Warum Werbung? Steigende Produktionskosten und stagnierendes Wachstum
Die Einführung von Werbung ist eine Reaktion auf steigende Produktionskosten und stagnierendes Abonnentenwachstum. Netflix verzeichnete zwischen dem zweiten und dritten Quartal 2024 lediglich ein Wachstum von 1,8 Prozent. Disney+ kämpft seit Ende 2022 mit einer stagnierenden Abonnentenzahl. Werbung wird daher als zusätzliche Einnahmequelle genutzt, um die teuren Produktionen weiterhin finanzieren zu können.
Nutzer zwischen Akzeptanz und Unmut
Die werbefinanzierten Modelle bieten eine preisgünstige Möglichkeit, Streaming-Inhalte zu nutzen. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten sehen manche Nutzer dies als Vorteil. Doch viele empfinden die Werbeunterbrechungen als störend. Besonders ärgerlich: Bei Amazon Prime Video werden „Unterbrecherwerbungen“ im Basis-Abo gezeigt. Verbraucherzentralen kritisieren dieses Vorgehen scharf und sprechen von einer „rechtswidrigen Bereicherung“, da wesentliche Vertragsänderungen nur mit Zustimmung der Kunden zulässig seien.
Sammelklage gegen Amazon
Die Verbraucherzentrale Sachsen hat eine Sammelklage gegen Amazon initiiert. Nutzer, die das werbefreie Basis-Abo gebucht hatten, können eine Rückerstattung von 2,99 Euro monatlich fordern. Bereits über 60.000 Betroffene haben sich der Klage angeschlossen.
Zukunft: Mehr Werbung, interaktive Formate
Amazon plant, die Werbestrategie 2025 noch weiter auszubauen. Geplant sind längere Werbeblöcke und interaktive Anzeigen, bei denen Nutzer beworbene Produkte direkt bestellen können. Auch Disney+ plant personalisierte und interaktive Werbeformate, um die Attraktivität für Werbepartner zu steigern.
Gewöhnung an Werbung?
Es bleibt abzuwarten, wie sich die neuen Werbe-Abos auf die Kundenbindung auswirken. Kelly Day, Vizepräsidentin von Prime Video, erklärte, dass die Zahl der Kündigungen nach Einführung der Werbung „viel geringer“ ausgefallen sei als erwartet. Experten warnen jedoch, dass ein Übermaß an Werbung Nutzer zu alternativen, werbefreien Plattformen treiben könnte. Die zentrale Frage bleibt: Sind Zuschauer bereit, für Werbefreiheit tiefer in die Tasche zu greifen?