Kirstin ScheunerGroßveranstaltungen wie die Fußball-EM und Konzerte internationaler Stars haben das Geschäft von Airbnb in Deutschland stark beflügelt. Während Hotels ebenfalls von der hohen Nachfrage profitieren, gibt es zunehmend Kritik an der Plattform, die Wohnraum verknappen könnte.
Stark steigende Buchungszahlen während der EM
In Deutschland war der Sommer 2024 geprägt von großen Sport- und Musikveranstaltungen. Die Fußball-Europameisterschaft lockte zahlreiche Fans ins Land, dazu kamen Konzerte von Stars wie Taylor Swift und Adele. Besonders Städte wie München, Gelsenkirchen und Düsseldorf erlebten einen Touristenansturm – und Airbnb war ein klarer Gewinner.
Laut Airbnb stieg die Anzahl der Suchanfragen für München um fast 600 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gelsenkirchen, das normalerweise kein Tourismusmagnet ist, verzeichnete einen Anstieg von über 7.000 Prozent – eine direkte Folge der drei Konzerte, die in der Stadt stattfanden.
Airbnb-Vermieter profitieren von hoher Nachfrage
Durch die enorme Nachfrage konnten Vermieter auf Airbnb ihre Preise stark anheben. Falk Erfkamp und Niklas Kuhn, die mehrere Wohnungen über die Plattform vermieten, berichten von außergewöhnlichen Einnahmen: „Ein normaler Umsatz pro Wohnung liegt zwischen 2.500 und 3.500 Euro. Während der EM konnten wir für einige Wohnungen bis zu 7.000 Euro erzielen.“
Besonders geschätzt wird die Möglichkeit, Unterkünfte mit mehr Platz und eigener Küche zu buchen, um Kosten für Restaurantbesuche zu sparen. Erfkamp betont: „Unsere Gäste haben so mehr Flexibilität als in Hotels, was Airbnb zusätzlich attraktiv macht.“
Hotels spüren Verschiebungen im Geschäft
Auch Hotels profitierten von den Großveranstaltungen, doch mit Einschränkungen. Laut Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA), lag die Auslastung im Juni um knapp drei Prozent höher als im Vorjahr. Gleichzeitig führte die EM jedoch dazu, dass weniger Kongresse und Tagungen stattfanden.
„Großereignisse wie die EM führen immer auch zu Umsatzverschiebungen“, erklärt Hartges. „Geschäftsreisen wurden verschoben oder fielen aus, sodass sich die positive Entwicklung nicht in allen Bereichen niederschlägt.“
Steigende Mietpreise und Wohnungsnot als Schattenseite
Während Airbnb-Vermieter hohe Einnahmen erzielen, geraten die steigenden Übernachtungspreise für Touristen zunehmend in die Kritik. Ähnlich wie Fluggesellschaften passen auch Airbnb-Anbieter ihre Preise dynamisch an die Nachfrage an. „Wir beobachten den Markt genau, analysieren Buchungstrends und passen unsere Preise entsprechend an“, erläutert Erfkamp.
Doch nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische spüren die Auswirkungen. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung warnt, dass der Boom von Ferienwohnungen langfristig zu höheren Mieten führen könnte. Städte wie Berlin und München erwägen daher strengere Regulierungen für Kurzzeitvermietungen.
Regulierungen als mögliche Folge
Angesichts steigender Mietpreise und wachsender Wohnungsnot überlegen immer mehr Städte, die Vermietung von Ferienwohnungen einzuschränken oder sogar zu verbieten. Sollten Wohnungen vermehrt für Airbnb statt als regulärer Wohnraum genutzt werden, könnte sich die Lage auf dem Immobilienmarkt weiter verschärfen.
Während Airbnb in Deutschland einen Rekordsommer erlebt, bleibt die Zukunft des Geschäftsmodells unsicher. Die steigende Kritik könnte dazu führen, dass künftig strengere Regeln für Kurzzeitvermietungen eingeführt werden.
