3 months ago

Droht Abwanderung?

Der traditionsreiche Sägenhersteller Stihl aus Baden-Württemberg hat der deutschen Politik ein Ultimatum gestellt. Sollte sich das Investitionsklima nicht verbessern, könnte das Unternehmen seine Produktion ins Ausland verlagern. Die Entscheidung soll bis 2030 fallen.

Kritik an hohen Kosten und Bürokratie

Nikolas Stihl, Aufsichtsratschef des Familienunternehmens, äußerte sich gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“ kritisch über die wirtschaftlichen Bedingungen in Deutschland: „Wenn die Standortbedingungen in Deutschland unter der neuen Regierung besser werden, sind wir bereit, eine neue Fertigung hier in der Region aufzubauen. Die Politik hat jetzt bis 2030 Zeit.“ Andernfalls werde Stihl neue Investitionen ins Ausland verlagern.

Die Hauptkritikpunkte des Unternehmens sind die hohen Bau- und Arbeitskosten sowie eine übermäßige Bürokratie, die Investitionen erschwere. Ursprünglich hatte Stihl geplant, eine neue Produktionsstätte in Ludwigsburg zu errichten. Aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird nun jedoch eine Verlagerung in die Schweiz geprüft.

Schweiz als potenzieller Standort

Die Schweiz erscheint für Stihl als attraktive Alternative. Trotz höherer Löhne seien die Arbeitskosten dort insgesamt niedriger als in Deutschland. „In der Schweiz ist die Arbeitsstunde trotz höherer Löhne rund zehn Prozent günstiger. Das liegt an längeren Arbeitszeiten und weniger Bürokratie“, erklärte Nikolas Stihl.

Die Schweiz bietet außerdem stabilere wirtschaftliche Bedingungen und weniger regulatorische Hürden. Bereits seit 50 Jahren produziert Stihl Kettensägen in Deutschland, doch die steigenden Standortnachteile könnten das Unternehmen zu einer Verlagerung zwingen.

Zukunft der Motorsägenproduktion

Während sich der Markt zunehmend auf akkubetriebene Geräte verlagert, sieht Stihl weiterhin Potenzial für benzinbetriebene Motorsägen. Gleichzeitig investiert das Unternehmen in die Entwicklung umweltfreundlicher Kraftstoffe, um den CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Damit will Stihl seine traditionellen Produkte modernisieren und nachhaltiger gestalten.

Die Entscheidung über den Verbleib oder die Abwanderung von Produktionskapazitäten wird somit maßgeblich von den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen der kommenden Jahre abhängen. Sollte die deutsche Regierung bis 2030 keine wettbewerbsfähigeren Bedingungen schaffen, könnte sich ein bedeutender Teil der Produktion ins Ausland verlagern – mit spürbaren Folgen für den deutschen Wirtschaftsstandort.

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