Spionage-Apps ermöglichen es, heimlich Smartphones auszuspionieren – ein wachsendes Problem, das Datenschützer alarmiert. Recherchen zeigen, dass solche Programme massiv für illegale Überwachungen missbraucht werden.
Verbotene Überwachung in Partnerschaften
Apps wie mSpy werden offiziell als Überwachungssoftware für Eltern oder Arbeitgeber vermarktet. In der Realität nutzen sie jedoch viele Menschen, um ihre Partner heimlich auszuspionieren. Der Zugriff auf WhatsApp-Chats, Standortdaten, Fotos und den Browser-Verlauf ist mit wenigen Klicks möglich.
Ein geleakter Support-Chat zeigt, wie leichtfertig die Anbieter illegale Nutzung unterstützen. Ein Nutzer aus Deutschland fragt, wie er seine Freundin in der Türkei überwachen kann – der Support empfiehlt ihm ein Abo für 34 Euro im Monat. Obwohl der Käufer physischen Zugriff auf das Zielgerät benötigt, wird dies vom Anbieter verschwiegen.
Laut ARD-Rechtsexperte Frank Bräutigam können Nutzer sich bereits durch den Besitz solcher Apps strafbar machen. „Wer heimlich Standortdaten, Chatverläufe oder Telefonate überwacht, begeht eine Straftat.“ Zudem wurde das Stalking-Gesetz verschärft, um Betroffene besser zu schützen.
Hohe Kosten und zweifelhafte Versprechen
Die Apps arbeiten oft mit teuren Abonnements, die sich als Abofallen entpuppen. Reporter des SWR testeten mSpy und Scannero und fanden heraus, dass Nutzer zunächst günstige Angebote erhalten – nach der Anmeldung entstehen jedoch Jahresverträge über 300 Euro.
Viele Kunden beklagen sich über nicht funktionierende Features, insbesondere auf iPhones, da Apple Schutzmaßnahmen gegen Spionage-Apps eingebaut hat. Trotzdem wird ihnen der Kaufpreis oft nicht erstattet.
Tanja Göldner vom Frauenhaus Pforzheim sieht darin eine große Gefahr für Opfer häuslicher Gewalt: „Wir haben immer wieder Fälle, in denen Frauen mit Spionage-Apps überwacht und geortet wurden.“
Fragwürdige Unternehmen hinter den Apps
Wer hinter den Überwachungs-Apps steckt, bleibt unklar. Die Firma Altercon Group in Tschechien, die als Betreiber von mSpy auftritt, scheint eine Briefkastenfirma zu sein. Spuren führen zu einem ukrainischen IT-Unternehmen und einer offiziellen Firmenadresse in Dubai.
Auf Nachfrage von Reportern reagierte eine angebliche Geschäftsführerin ablehnend. „Mit Journalisten spreche ich darüber nicht“, sagte sie. Experten vermuten, dass sie nur eine Strohfrau für die wahren Betreiber ist.
Rechtliche Konsequenzen für Anbieter?
Laut Strafrechtsprofessor Christoph Safferling könnten die Anbieter selbst strafrechtlich belangt werden, da sie wissentlich Programme bereitstellen, die zur illegalen Überwachung genutzt werden. „Wer solche Software vertreibt oder Kunden bei der Nutzung hilft, macht sich der Beihilfe schuldig.“
Bisher haben mSpy und andere Anbieter keine Stellungnahmen zu den Vorwürfen abgegeben. IT-Experten raten Nutzern dazu, keine Zugangsdaten an Dritte weiterzugeben und verdächtige Apps regelmäßig zu überprüfen, um sich vor unbemerkter Überwachung zu schützen.
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