Rekordzahl an Klagen gegen Fluggesellschaften

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8 hours ago

Im vergangenen Jahr haben so viele Fluggäste wie nie zuvor gegen Airlines geklagt. Rund 131.000 Verfahren wurden an deutschen Gerichten eingereicht – ein neuer Höchststand. Die Justiz setzt zunehmend auf Künstliche Intelligenz, um die Vielzahl der Klagen effizienter zu bearbeiten.

Mehr Beschwerden wegen Flugausfällen und Verspätungen

Die meisten Klagen betrafen annullierte oder verspätete Flüge. Vielfach verlangten Kunden Entschädigungen oder erstattete Ticketkosten. Auch Streitigkeiten zu Reiseverträgen führten zu zahlreichen Verfahren.

Mit 41.300 Verfahren lag das Amtsgericht Köln an der Spitze. Dort wurden 11 Prozent mehr Klagen als im Vorjahr eingereicht. Auf Platz zwei folgt Frankfurt am Main mit 16.000 Fällen, dicht gefolgt vom Amtsgericht Königs Wusterhausen, das für den Flughafen BER zuständig ist.

Ein Grund für den Anstieg könnte die gestiegene Reiseaktivität nach der Corona-Pandemie sein. 199,5 Millionen Passagiere starteten oder landeten 2024 an deutschen Flughäfen – 7,7 Prozent mehr als 2023, aber noch 12 Prozent weniger als 2019.

Schlichtungsstelle ebenfalls überlastet

Auch die Schlichtungsstelle Reise & Verkehr verzeichnete einen Anstieg an Beschwerden. 84 Prozent der über 45.600 Anträge betrafen Flugreisen. Im Jahr 2024 bearbeitete die Stelle rund 38.000 Streitfälle – 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders häufig beschwerten sich Passagiere über Flugannullierungen, Verspätungen und Gepäckprobleme.

Die Schlichtungsstelle weist darauf hin, dass 2024 zahlreiche Streiks, Extremwetterlagen und IT-Ausfälle zu Problemen führten. Dennoch konnten in über 80 Prozent der Fälle Einigungen erzielt werden.

Fluggastrechteportale als Treiber der Klagewelle

Ein wesentlicher Faktor für die hohe Zahl an Klagen sind sogenannte Legal-Tech-Anbieter. Diese Online-Portale ermöglichen es Passagieren, ihre Ansprüche ohne großen Aufwand durchzusetzen.

Sven Rebehn, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes, sieht darin eine Herausforderung für die Justiz: „Die Justiz reagiert darauf inzwischen mit speziellen KI-Assistenzprogrammen, die an größeren Amtsgerichten erprobt werden.“

Diese Programme sollen Gerichtsentscheidungen beschleunigen, indem sie Urteile vergleichen und automatische Entscheidungsvorschläge liefern. Allerdings gibt es bislang keine einheitliche Softwarelösung, die bundesweit eingesetzt wird.

Weltweit neuer Passagierrekord

Während der Flugverkehr in Deutschland noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht hat, gab es weltweit so viele Fluggäste wie nie zuvor. Der Internationale Luftfahrtverband IATA meldete 4,89 Milliarden Passagiere – 10,4 Prozent mehr als im Vorjahr und über dem bisherigen Rekord von 4,54 Milliarden aus 2019.

Angesichts des wachsenden Flugverkehrs und der zunehmenden Klagen könnten KI-gestützte Verfahren für die Justiz in Zukunft unverzichtbar werden.

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