Die Europäische Kommission hat eine Untersuchung gegen den chinesischen Online-Marktplatz Shein eingeleitet. Grund dafür sind zunehmende Beschwerden über mangelnden Verbraucherschutz. Auch gegen weitere Online-Händler aus China will die EU nun strenger vorgehen.
Kritik an Shein: Schlechte Qualität und irreführende Angaben
Shein wurde 2012 in China gegründet und hat seinen Hauptsitz inzwischen in Singapur. Das Unternehmen verkauft weltweit preiswerte Kleidung nach dem Fast-Fashion-Prinzip. Verbraucherschutzverbände berichten jedoch von wachsenden Beschwerden: Kunden beklagen mangelhafte Qualität der Produkte sowie irreführende Informationen zu Rücksendungen. „Wir müssen dafür sorgen, dass Waren, die auf unseren Markt gelangen, sicher sind“, betonte EU-Verbraucherschutzkommissar Michael McGrath.
Die Kommission plant daher verschärfte Kontrollen, um mangelhafte Produkte vom Markt zu entfernen. Gleichzeitig werden alle Onlinehändler dazu verpflichtet, sich an die Verbraucherschutzrechte in der EU zu halten.
Neue Gebühr für chinesische Pakete
Neben Shein steht auch der chinesische Online-Marktplatz Temu im Fokus der EU. Die Brüsseler Behörden wollen eine neue Bearbeitungsgebühr für Pakete von außerhalb der EU einführen. Damit soll die bisherige Zollbefreiung für Sendungen unter 150 Euro wegfallen.
Hintergrund ist das enorme Paketvolumen aus China: 2023 wurden rund 4,6 Milliarden Pakete mit einem Warenwert unter 22 Euro in die EU importiert, etwa 90 Prozent davon aus China. Dieses Volumen hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt und stellt eine erhebliche Belastung für Zollbehörden dar. Die neue Gebühr soll helfen, diese Kosten auszugleichen.
Positive Reaktionen aus Deutschland
Die geplanten Maßnahmen stoßen in der deutschen Wirtschaft auf Zustimmung. „Im europäischen Binnenmarkt müssen endlich gleiche Regeln für alle Marktteilnehmer gelten“, erklärte Stephan Tromp, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE). Anbieter wie Shein und Temu dürften nicht länger mit Regelverstoßen durchkommen.
Auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) bekräftigt diese Forderung. „Eine EU-weite Strategie für fairen Onlinehandel ist längst überfällig“, so DIHK-Experte Dirk Binding. Er betonte, dass es nicht darum gehe, internationalen Handel zu verhindern, sondern für faire Wettbewerbsbedingungen zu sorgen. Während europäische Händler strenge Steuer- und Verbraucherschutzauflagen erfüllen müssen, könnten Anbieter aus Drittländern bisher oft Schlupflöcher nutzen.
Auswirkungen auf Amazon und Etsy
Die geplanten Änderungen betreffen nicht nur Shein und Temu. Auch US-Unternehmen wie Amazon oder Etsy könnten durch die Abschaffung der 150-Euro-Freigrenze zusätzlichen Belastungen ausgesetzt sein. Ziel der Reform ist es, gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Onlinehändler zu schaffen.
Ein Blick in die USA zeigt, dass auch dort bereits Maßnahmen getroffen wurden. Die Regierung unter Donald Trump hatte ein ähnliches System abgeschafft, das es Shein und Temu ermöglichte, Waren unter 800 Dollar zollfrei in die USA zu schicken. Die EU plant nun eine ähnliche Regelung, um den Wettbewerb gerechter zu gestalten. Ob die Reform in Kraft tritt, hängt jedoch noch von der Zustimmung des Europäischen Parlaments und der Mitgliedsstaaten ab.