Nach einem Jahrzehnt ambitionierter Pläne und dramatischer Entwicklungen hat der US-amerikanische Elektro-Lastwagenhersteller Nikola Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen sucht Schutz vor seinen Gläubigern und plant, seine Unternehmenswerte zu verkaufen sowie den Geschäftsbetrieb einzustellen.
Vom Börsenstar zum gescheiterten Unternehmen
Nikola wurde einst als großer Hoffnungsträger der Elektromobilität gefeiert. 2020 erreichte das Unternehmen an der Börse eine Bewertung von fast 30 Milliarden Dollar. Doch mittlerweile ist der Börsenwert auf unter 40 Millionen Dollar gefallen – ein drastischer Absturz, der das Scheitern des Geschäftsmodells verdeutlicht.
Ein wesentlicher Faktor für den Niedergang war der Skandal um Firmengründer Trevor Milton. Er wurde 2022 wegen Betrugs verurteilt, nachdem er falsche Angaben über den technologischen Fortschritt des Unternehmens gemacht hatte. Besonders bekannt wurde ein Video aus dem Jahr 2017, in dem ein Nikola-Lkw scheinbar autonom fuhr – tatsächlich rollte er nur einen Hügel hinunter.
Finanzielle Probleme und zu geringe Produktion
Neben den Betrugsvorwürfen kämpfte Nikola mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Das Unternehmen konnte seine Fahrzeuge nicht in ausreichender Zahl auf den Markt bringen, um rentabel zu wirtschaften. Im dritten Quartal des vergangenen Jahres wurden lediglich 88 Brennstoffzellen-Lastwagen an Händler ausgeliefert. Die batteriebetriebenen Modelle hatten mit erheblichen Problemen zu kämpfen: Nach einem Rückruf wegen Brandgefahr kamen nur 78 Fahrzeuge wieder auf die Straße.
Die finanziellen Verluste sind enorm. In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 verbuchte Nikola einen Verlust von über 800 Millionen Dollar bei einem Umsatz von lediglich 24 Millionen Dollar. Eine Rettung war unter diesen Bedingungen kaum noch möglich.
Gläubiger und gescheiterte Partnerschaften
Zu den größten Gläubigern gehört der deutsche Automobilzulieferer Bosch, dem Nikola 13,3 Millionen Dollar schuldet. Ursprünglich hatte Nikola auch eine Kooperation mit dem europäischen Nutzfahrzeughersteller Iveco, um Elektro-Lastwagen für den europäischen Markt zu bauen. Doch nach dem Rückzug von Nikola aus Europa im Jahr 2023 übernahm Iveco die Produktion vollständig.
Das Ende einer großen Vision
Nikola hatte sich zum Ziel gesetzt, Lastwagen mit Batterie- und Brennstoffzellenantrieb als Alternative zu Diesel-Lkw zu etablieren. Doch trotz technischer Fortschritte und zahlreicher Investitionen gelang es dem Unternehmen nicht, langfristig profitabel zu arbeiten.
Der Fall Nikola zeigt, wie schwierig es ist, sich in der hochkompetitiven Automobilbranche zu behaupten. Während andere Hersteller ihre Elektromobilitätsstrategien weiter ausbauen, ist für Nikola das Kapitel endgültig geschlossen.