Die Diskussion um die Schuldenbremse in Deutschland nimmt an Fahrt auf. Union und SPD haben sich darauf geeinigt, die Schuldenbremse zu reformieren und damit die finanzpolitische Zukunft des Landes neu zu gestalten. In den aktuellen Finanzplänen ist vorgesehen, dass Militärausgaben von etwa 45 Milliarden Euro aus der Schuldenbremse herausgenommen werden. Zudem plant die Bundesregierung die Aufnahme eines Sondervermögens von 500 Milliarden Euro, um Investitionen zu ermöglichen, ohne andere Projekte zu gefährden. Damit scheint ein Paradigmenwechsel in der deutschen Finanzpolitik bevorzustehen.
Macau: Der einzige schuldenfreie Staat
Während die Diskussion um Schulden in Europa und den USA intensiv geführt wird, gibt es weltweit nur ein schuldenfreies Land: Macau. Die Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China mit etwa 20.000 Einwohnern kommt gänzlich ohne Schulden aus. Hauptquelle ihrer Einnahmen sind der Tourismus und vor allem die Glücksspielindustrie, die größer ist als die von Las Vegas. Die wirtschaftliche Struktur Macaus erlaubt es, ganz ohne Kreditaufnahmen auszukommen – ein Modell, das allerdings kaum auf größere Staaten übertragbar ist.
Macau
Die Länder mit den geringsten Schulden
Nach Macau folgen auf der Liste des Internationalen Währungsfonds (IWF) einige weitere Staaten mit bemerkenswert niedriger Verschuldung. Brunei Darussalam weist nur 2,33 Prozent Schulden im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf, gefolgt von Kuwait mit 3,17 Prozent, Turkmenistan mit 4,67 Prozent und Hongkong mit 6,33 Prozent. Besonders Hongkong fällt ins Auge: Trotz seiner über sieben Millionen Einwohner und einer vergleichsweise komplexen Infrastruktur bleibt die Verschuldung bemerkenswert niedrig. Im Vergleich dazu wirkt die finanzielle Lage vieler westlicher Staaten weitaus kritischer.
Deutsche Schulden im internationalen Vergleich
Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes lag die Staatsverschuldung Deutschlands im Jahr 2023 bei 62,9 Prozent des BIP. Dies ist zwar höher als der Wert der genannten schuldenarmen Staaten, bleibt jedoch unter dem Durchschnitt der EU-Mitgliedsstaaten, der 2023 bei 80,9 Prozent lag. Zum Vergleich: Frankreich verzeichnete eine Verschuldung von 109,9 Prozent, die USA sogar 118,7 Prozent und Japan fast 250 Prozent. Angesichts dieser Zahlen erscheint die deutsche Schuldenquote moderat – zumal die Wirtschaft trotz der Belastungen als stabil gilt.
Die Kritik an der aktuellen Schuldenbremse
Die derzeitige Schuldenbremse ist im Grundgesetz verankert und erlaubt es Deutschland, pro Jahr maximal 0,35 Prozent der eigenen Wirtschaftsleistung als neue Schulden aufzunehmen. Parteien wie die SPD, Grüne und Linke sowie zahlreiche Ökonomen kritisieren diese Regelung als zu restriktiv. Ihrer Ansicht nach verhindert die enge Grenze notwendige Investitionen, die Deutschland langfristig konkurrenzfähig halten könnten. Zudem verweisen sie auf hochverschuldete Länder wie die USA, die trotz ihrer Schulden wirtschaftlich stark bleiben.
Die Debatte zeigt: Es geht nicht nur um die Frage, wie viel Schulden ein Staat machen darf, sondern auch darum, wofür sie verwendet werden. Die geplanten Änderungen an der Schuldenbremse könnten daher weitreichende Folgen für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands haben. Ob die Reform kommt und wie sie ausgestaltet wird, dürfte sich in den nächsten Monaten entscheiden. Klar ist jedoch schon jetzt: Der Umgang mit Schulden bleibt eines der drängendsten Themen der deutschen Finanzpolitik.