Die Bayer-Aktie hat am Freitag einen drastischen Kurseinbruch erlitten. Im Tagesverlauf fiel der Wert der Aktie um bis zu zehn Prozent, bevor sie sich leicht erholte und letztlich mit 7,8 Prozent im Minus schloss. Grund für den massiven Abverkauf sind Pläne des Unternehmens, eine Kapitalerhöhung um 35 Prozent des Aktienkapitals durchzuführen.
Markt reagiert empfindlich auf Kapitalerhöhungspläne
Der Rückgang kommt überraschend, da die Bayer-Aktie erst am Vortag von einem positiven Marktumfeld profitiert hatte und den höchsten Stand seit Ende Oktober erreichte. Seit Jahresbeginn war der Kurs bereits um über 30 Prozent gestiegen, doch mit dem plötzlichen Einbruch ist ein erheblicher Teil dieser Gewinne wieder verloren gegangen.
Ein Aktienhändler erklärte: „Bayer scheint das Kapitel der Klagen beenden zu wollen, allerdings bedeutet dies zunächst eine extreme Verwässerung auf dem aktuellen Kursniveau.“ Anleger fürchten, dass die geplante Kapitalerhöhung den Wert ihrer Anteile verwässern könnte, was den Verkaufsdruck auf die Aktie verstärkte.
Bayer sucht finanzielle Flexibilität
Der Chemie- und Pharmakonzern begründet die Kapitalerhöhung mit dem Bedarf an mehr finanzieller Handlungsspielraum. In einem Brief an die Aktionäre forderte Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann die Zustimmung für eine Eigenkapitalermächtigung von 35 Prozent des aktuellen Aktienkapitals. Bayer-Aktionäre sollen dabei Bezugsrechte erhalten.
Winkeljohann erklärte: „Während wir daran arbeiten, die Rechtsstreitigkeiten einzudämmen, befinden wir uns in einer Situation, in der wir unter Umständen schnell Kapital benötigen. Diese Maßnahme dient dem Management finanzieller Risiken und gibt uns die Flexibilität, schnell reagieren zu können.“
Hintergrund: Monsanto-Klagen und Glyphosat-Prozesse
Ein Hauptgrund für die Kapitalmaßnahme sind die anhaltenden Rechtsstreitigkeiten rund um den Unkrautvernichter Glyphosat des übernommenen US-Unternehmens Monsanto. Seit der milliardenschweren Übernahme im Jahr 2018 sieht sich Bayer mit zahlreichen Klagen konfrontiert. Auch wenn das Unternehmen bereits hohe Rückstellungen gebildet hat, bleibt die rechtliche Unsicherheit bestehen.
Mögliche Auswirkungen auf Bayer und Anleger
Zum aktuellen Aktienkurs von 22,88 Euro (Stand 13:30 Uhr am Freitag) würde Bayer durch die Kapitalerhöhung etwa 7,87 Milliarden Euro einnehmen. Allerdings werden neue Aktien üblicherweise mit einem Abschlag ausgegeben, weshalb Analysten einen tatsächlichen Erlös von 6,8 bis 7 Milliarden Euro für realistisch halten.
Trotz der schwierigen Lage hält Bayer an der Ausschüttung einer Dividende von 11 Cent pro Aktie fest – genau wie im Vorjahr.
Der Kursrückschlag zeigt jedoch, dass die Unsicherheit unter den Investoren weiterhin groß ist. Ob sich die Aktie in den kommenden Wochen stabilisieren kann, hängt maßgeblich davon ab, wie der Markt die Kapitalerhöhung langfristig bewertet.