Der traditionsreiche Batteriehersteller Varta befindet sich in einer tiefen Krise und hat nun einen drastischen Schritt vollzogen: Die bisherigen Aktionäre wurden enteignet. Durch eine Kapitalherabsetzung auf null sind sämtliche Alt-Aktionäre aus dem Unternehmen ausgeschlossen worden – ohne eine finanzielle Entschädigung. Die Entscheidung wurde vergangene Woche vom Vorstand mit Zustimmung des Aufsichtsrats getroffen.
Börsennotierung endet – neue Eigentümer steigen ein
Mit der Enteignung der bisherigen Anteilseigner verliert Varta seine Börsennotierung. Noch im Jahr 2020 war das Unternehmen an der Börse rund 4,9 Milliarden Euro wert, doch zuletzt schrumpfte der Gesamtwert der Aktien auf etwa 50 Millionen Euro.
Während Kleinanleger leer ausgehen, profitieren zwei namhafte Investoren von der Neuausrichtung: Der österreichische Unternehmer Michael Tojner sowie der Sportwagenhersteller Porsche steigen als neue Eigentümer ein. Beide investieren jeweils 30 Millionen Euro und erhalten dafür je 50 Prozent der Varta-Anteile.
Sanierung in der Krise
Der Batteriekonzern befindet sich bereits seit längerer Zeit in finanziellen Schwierigkeiten. Neben der unsicheren Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, die unter anderem in Kopfhörern verwendet werden, haben auch Managementfehler zur Krise beigetragen. Kritiker werfen dem Unternehmen vor, sich zu stark von Apple als Hauptkunden abhängig gemacht und Investitionen nicht nachhaltig geplant zu haben.
Um eine Insolvenz abzuwenden, meldete Varta im Juli 2024 ein Sanierungsverfahren nach dem StaRUG-Gesetz an. Diese Regelung erlaubt es Unternehmen, tiefgreifende finanzielle Umstrukturierungen vorzunehmen – auch wenn dabei die Rechte von Anlegern beschnitten werden.
Ein zentraler Bestandteil des Sanierungsplans ist neben der Enteignung der bisherigen Aktionäre auch ein Schuldenschnitt. Die Gesamtverbindlichkeiten des Unternehmens, die sich auf knapp eine halbe Milliarde Euro belaufen, sollen durch Kreditverlängerungen und Umschuldungen auf 230 Millionen Euro reduziert werden. Ein Gericht hat diesen Sanierungsplan im Januar 2025 bestätigt.
Kleinanleger kämpfen gegen Entscheidung
Die Maßnahme sorgt unter den ehemaligen Aktionären für erheblichen Widerstand. Kleinanleger haben sich juristisch gegen die Enteignung gewehrt, konnten jedoch bislang keine Erfolge erzielen. Auch eine Verfassungsbeschwerde wurde bereits abgelehnt. Dennoch ist ein weiterer Einspruch beim Bundesverfassungsgericht noch anhängig.
Ob Varta mit der neuen Eigentümerstruktur langfristig wieder erfolgreich wird, bleibt offen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Sanierungsmaßnahmen ausreichen, um das Unternehmen wieder auf wirtschaftlich solide Beine zu stellen.