Beim US-Autobauer Tesla gibt es in seinem deutschen Werk in Grünheide Unruhe: Laut Berichten sollen krankgemeldete Mitarbeiter mit erheblichen Schwierigkeiten bei der Lohnfortzahlung konfrontiert sein. Demnach habe das Unternehmen Gehälter einbehalten und ärztliche Diagnosen infrage gestellt.
Beschäftigte alarmiert – Gehaltszahlungen ausgesetzt?
Laut einem Bericht des Handelsblatts wurden Tesla-Mitarbeiter per E-Mail darüber informiert, dass ihre Gehälter während ihrer Krankmeldungen zurückgehalten werden. Besonders brisant: Das Unternehmen soll Beschäftigte sogar dazu aufgefordert haben, ihre Diagnosen offenzulegen und behandelnde Ärzte von der Schweigepflicht zu entbinden.
Die Gewerkschaft IG Metall spricht von einem systematischen Vorgehen. „Tesla zweifelt in großem Umfang ärztliche Atteste an und verweigert in vielen Fällen die Lohnfortzahlung“, heißt es in einer Stellungnahme. Einzelfälle seien das nicht.
Rechtliche Fragen: Darf Tesla das überhaupt?
Grundsätzlich sind Arbeitgeber in Deutschland verpflichtet, im Krankheitsfall bis zu sechs Wochen lang den Lohn weiterzuzahlen, wenn eine ärztliche Bescheinigung vorliegt. Erst danach übernimmt die Krankenkasse die Zahlung eines reduzierten Krankengeldes.
Doch Tesla scheint das anders zu handhaben. Arbeitsrechtsexperten weisen darauf hin, dass eine solche Praxis rechtlich höchst problematisch sei. „Ein Arbeitgeber darf Lohn nur dann einbehalten, wenn er stichhaltige Beweise für einen Betrugsfall hat“, erklärt ein Jurist für Arbeitsrecht. Das bloße Anzweifeln einer Krankschreibung reiche nicht aus.
Auch die Forderung nach Entbindung der Ärzte von der Schweigepflicht ist fragwürdig. Beschäftigte haben zwar die Möglichkeit, diese Erlaubnis freiwillig zu erteilen, aber ein Arbeitgeber darf dies nicht als Voraussetzung für eine Gehaltszahlung verlangen.
Druck auf die Mitarbeiter wächst
Der Fall Tesla zeigt, wie groß der Konflikt um Krankheitstage und Lohnfortzahlung inzwischen geworden ist. Während Unternehmen die wirtschaftliche Belastung beklagen, fühlen sich Arbeitnehmer zunehmend unter Druck gesetzt.
Besonders in einem Hochleistungsbetrieb wie Tesla Grünheide, wo Schichtarbeit und körperliche Belastung an der Tagesordnung sind, ist eine faire Behandlung im Krankheitsfall essenziell. „Wer krank ist, sollte sich erholen können, ohne um sein Gehalt fürchten zu müssen“, mahnt ein IG-Metall-Sprecher.Es bleibt abzuwarten, ob sich die Aufsichtsbehörden oder Gerichte mit dem Vorgehen von Tesla befassen werden. Klar ist: Die Debatte um die Rechte kranker Arbeitnehmer gewinnt weiter an Brisanz.