EU genehmigt Alzheimer-Wirkstoff Lecanemab

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Chancen und Herausforderungen

Im April 2025 gab die Europäische Kommission eine historische Entscheidung bekannt: Der Antikörper Lecanemab wurde als erstes Medikament zugelassen, das nicht nur die Symptome von Alzheimer behandelt, sondern den Krankheitsverlauf im frühen Stadium verlangsamen soll. Dies stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Alzheimer-Forschung dar, da bisherige Therapien nur Symptome linderte, aber nicht die zugrundeliegenden Ursachen der Erkrankung angingen.

Zulassung und Wirkung von Lecanemab
Lecanemab richtet sich gegen Amyloid-Ablagerungen im Gehirn, die als ein zentraler Faktor bei der Entstehung von Alzheimer gelten. Das Medikament zielt darauf ab, diese Plaques zu entfernen, was theoretisch den fortschreitenden Verlust von Gehirnfunktionen verlangsamen könnte. Fachleuten zufolge zeigt sich die Wirkung von Lecanemab insbesondere bei Patienten im frühen Stadium der Krankheit, da Amyloid-Ablagerungen in fortgeschrittenen Krankheitsstadien bereits zu irreversiblen Schäden geführt haben.

Die wirksamkeitsbestimmende Studie zeigte einen leichten Rückgang des Anstiegs der kognitiven Symptome, gemessen mit einer Demenzbewertungsskala. Doch Experten bleiben skeptisch, da der beobachtete Effekt für den Patienten im Alltag nicht unbedingt wahrnehmbar ist. Walter Schulz-Schaeffer vom Universitätsklinikum des Saarlandes erklärt: „Für den Patienten selbst könnte der Effekt minimal sein, sobald das fortgeschrittene Stadium erreicht ist.“

Einschränkungen und potenzielle Nebenwirkungen
Die Zulassung von Lecanemab ist jedoch an strenge Auflagen gebunden. Das Medikament wird nur für Patienten im frühen Stadium von Alzheimer zugelassen, insbesondere für diejenigen mit einer leichten kognitiven Beeinträchtigung oder leichter Demenz. Weitere Einschränkungen betreffen die genetische Veranlagung: Lecanemab ist nur für Patienten geeignet, die eine oder keine Kopie des ApoE4-Gens haben. Diese genetische Variante ist ein Risikofaktor für schwerwiegende Nebenwirkungen, wie Schwellungen und Blutungen im Gehirn.

In Deutschland, wo derzeit etwa 1,2 Millionen Menschen mit Alzheimer leben, wird erwartet, dass nur ca. 20.000 Patienten für eine Behandlung infrage kommen, da die Therapie nur in der sehr frühen Phase der Krankheit eingesetzt werden kann. Diese Phase betrifft etwa 250.000 Menschen, von denen nur ein kleiner Teil die genauen Voraussetzungen erfüllt und sich für eine Therapie interessiert.

Kosten und praktische Umsetzung der Therapie
Die Kosten für Lecanemab könnten ein weiteres Hindernis für eine breite Anwendung darstellen. In den USA kostet die Therapie etwa 26.500 US-Dollar jährlich, was rund 23.000 Euro entspricht. Hinzu kommen zusätzliche Kosten für Diagnostik und Verabreichung, die auf etwa 6.000 bis 8.000 Euro jährlich geschätzt werden. In Deutschland stehen die Preise noch nicht endgültig fest, aber die hohen Kosten stellen eine große Herausforderung für die breite Verfügbarkeit des Medikaments dar.

Ein weiteres Problem ist die verfügbare Kapazität für die Behandlung. Özgür Onur, ein Neurologe an der Uniklinik Köln, schätzt, dass in großen Zentren nur etwa 100 Patienten pro Jahr behandelt werden können. Auch die Verabreichung des Medikaments erfolgt alle zwei Wochen intravenös, was zusätzliche logistische Herausforderungen mit sich bringt.Nebenwirkungen und Überwachung
Trotz der potenziellen Vorteile muss die Therapie aufgrund möglicher Nebenwirkungen streng überwacht werden. In klinischen Studien wurden Mikroblutungen und Schwellungen im Gehirn festgestellt, die zunächst keine Symptome verursachten. Diese Veränderungen wurden jedoch oft erst durch bildgebende Verfahren bemerkt. Experten warnen, dass bei wiederholtem Auftreten dieser Nebenwirkungen Schäden an der Gehirnstruktur auftreten könnten, was zu Koordinationsproblemen und einer verminderten Gehirnleistung führt. Besonders bei älteren Patienten, bei denen Alzheimer am häufigsten auftritt, besteht ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Hirnblutungen.

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