Brüssel plant massive Einschnitte bei Fluggastrechten

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16 hours ago

Entschädigungen sollen deutlich gekürzt werden

Die Europäische Union bereitet aktuell eine umfassende Reform der Fluggastrechte vor, die nach Einschätzung von Experten erhebliche Nachteile für Reisende mit sich bringen könnte. Die bisher geltenden Regelungen zur Entschädigung bei Flugverspätungen könnten deutlich abgeschwächt werden. Laut der aktuellen Diskussion in der “Ratsarbeitsgruppe Luftverkehr” ist geplant, zentrale Elemente der Verordnung (EG) Nr. 261/2004 zu ändern.

Bisherige Regelung sieht bis zu 600 Euro vor

Die derzeitige Gesetzeslage garantiert Passagieren bei erheblichen Verspätungen eine gestaffelte Entschädigung: 250 Euro für Kurzstrecken unter 1500 Kilometern, 400 Euro bei Mittelstrecken bis 3500 Kilometer innerhalb der EU und 600 Euro bei Langstrecken über 3500 Kilometer. Voraussetzung ist eine Verspätung von mindestens drei Stunden am Zielort.

Neue Schwellen und Pauschalen benachteiligen Kunden

Nach den aktuellen Plänen soll diese 3-Stunden-Regel vollständig entfallen. Stattdessen ist eine Pauschalentschädigung von 300 Euro für alle Flüge unter 3500 Kilometern und 500 Euro für längere Distanzen vorgesehen. Der Schwellenwert für entschädigungsberechtigte Verspätungen würde gleichzeitig auf 5 Stunden für Kurz- und Mittelstrecken und 9 Stunden für Langstreckenflüge angehoben.

Verbraucherrechte könnten drastisch geschwächt werden

Besonders brisant ist eine weitere geplante Änderung: Zukünftig sollen Streiks, Krankheit des Personals und technische Defekte als “außergewöhnliche Umstände” gelten. Dies würde bedeuten, dass Fluggesellschaften keine Entschädigung mehr zahlen müssten, wenn der Flug aus diesen Gründen verspätet ist oder ausfällt.

Kritik von Verbraucherschützern und Experten

Dr. Jan-Frederik Arnold, Geschäftsführer des Verbraucherportals Flightright, äußerte sich deutlich: “Die aktuellen Entwicklungen bzgl. der Revision der Fluggastrechteverordnung sind höchst alarmierend. Was hier in Brüssel vorbereitet wird, ist ein Kniefall vor der Luftfahrtlobby – und das auf dem Rücken von Millionen Reisenden.”

Er warnte: “Wenn bis zu 85 % der Passagiere künftig keinen Anspruch mehr auf Entschädigung haben, ist das ein massiver Rückschritt für den Verbraucherschutz in Europa.”

Deutschland und Frankreich in der Kritik

Besonders kritisch betrachtet Arnold das Verhalten einzelner Mitgliedsstaaten. “Dass sich Länder wie Deutschland, Frankreich und Dänemark offenbar auf die Seite der Airlines schlagen – oder diesen Wahnsinn zumindest nicht aktiv stoppen –, ist besorgniserregend.”

Die EU-Kommission könnte die Änderungen bereits am 5. Juni beschließen. Sollte dies geschehen, wären erhebliche Einbußen bei den Rechten von Flugreisenden in Europa die Folge.

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