Deutschland hat im Jahr 2024 einen Meilenstein im Klimaschutz erreicht. Nach Berechnungen der Denkfabrik Agora Energiewende wurden rund 656 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente ausgestoßen – 48 Prozent weniger als 1990. Damit wurden die nationalen Klimaziele deutlich übertroffen, doch in einigen Sektoren bleibt Nachholbedarf.
Fortschritte dank erneuerbarer Energien
Besonders der Energiesektor trug zum Rückgang der Emissionen bei. Laut Bundesnetzagentur stieg der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromproduktion auf 59 Prozent. Eine Rekordzahl von etwa einer Million neuen Photovoltaik-Anlagen wurde installiert. Auch die Windkraft verzeichnete Fortschritte, blieb jedoch hinter den Ausbauzielen der Bundesregierung zurück.
Gleichzeitig sank die Stromproduktion aus Kohle erheblich – Braunkohle um 16 Prozent, Steinkohle um 27,6 Prozent. Durch den Import von Strom aus erneuerbaren Quellen und Atomkraft, insbesondere aus Dänemark und Frankreich, wurde der Rückgang der fossilen Energien zusätzlich kompensiert. Insgesamt ging der Treibhausgasausstoß im Energiesektor um neun Prozent zurück.
Defizite bei Gebäuden und Verkehr
In den Bereichen Gebäude und Verkehr hingegen gab es nur geringe Fortschritte. Die CO₂-Emissionen sanken jeweils nur um zwei Millionen Tonnen. Der Absatz strombetriebener Wärmepumpen brach um 44 Prozent ein, und der Verkauf von Elektroautos ging um 26 Prozent zurück. Gründe dafür waren Unsicherheiten bei Gesetzesänderungen sowie gekürzte staatliche Zuschüsse. Laut Agora Energiewende behindert die Verunsicherung Investitionen in klimafreundliche Technologien.
Wirtschaft und Verbraucher unter Druck
Die CO₂-Bepreisung stieg 2024 auf 45 Euro pro Tonne und wird 2025 auf 55 Euro erhöht. Während die Einnahmen aus dem Emissionshandel mit 18,5 Milliarden Euro Rekordniveau erreichten, fordern Kritiker einen stärkeren sozialen Ausgleich. Das geplante Klimageld, das allen Bürgern zugutekommen sollte, konnte bislang aufgrund technischer Hürden nicht umgesetzt werden.
Ausblick auf die kommende Legislaturperiode
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zeigte sich zufrieden mit den Fortschritten: „Beim Klimaschutz sind wir auf Kurs.“ Dennoch betonte er die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen, insbesondere in den Sektoren Verkehr und Gebäude. Simon Müller von Agora Energiewende forderte gezielte Investitionen, um den Übergang zur Klimaneutralität zu erleichtern. Deutschland muss zudem weiterhin gegen EU-Strafzahlungen wegen verfehlter Sektorziele ankämpfen.
Das Jahr 2024 markiert einen wichtigen Erfolg im Klimaschutz. Doch um langfristige Ziele wie Klimaneutralität zu erreichen, bleibt in zentralen Bereichen wie Heizen und Verkehr noch viel zu tun.