3 months ago

Die Drogeriekette dm, Marktführer in Deutschland, plant den Einstieg in den Apothekenmarkt und will ab Sommer nächsten Jahres frei verkäufliche Arzneimittel wie Aspirin, Paracetamol und Ibuprofen online anbieten. Dieses Vorhaben könnte die Branche nachhaltig verändern und birgt Chancen, aber auch Risiken für bestehende Anbieter.

Vertrieb über Tschechien

Das Karlsruher Unternehmen plant, die Arzneimittel aus Tschechien nach Deutschland zu liefern. Eine bereits gegründete Gesellschaft in Tschechien ermöglicht den Versand, da hier rechtliche Hürden niedriger sind als in Deutschland. „Rezeptpflichtige Medikamente bleiben jedoch ausgeschlossen, allein schon aus regulatorischen Gründen“, erklärte ein Unternehmenssprecher.

Herausforderung für stationäre Apotheken

Mit einem Umsatz von über zwölf Milliarden Euro und 4000 Filialen allein in Deutschland hat dm ein starkes Fundament. Der Einstieg in den Onlinehandel mit Arzneimitteln könnte den Druck auf stationäre Apotheken und etablierte Versandhändler wie DocMorris und Redcare Pharmacy weiter erhöhen. Bereits jetzt sank die Zahl der Apotheken in Deutschland in den letzten zehn Jahren von 20.000 auf 17.300.

Die Reaktion an der Börse war deutlich: Die Aktien von Redcare fielen um gut neun Prozent, die von DocMorris um bis zu 6,5 Prozent. Marktanteile könnte dm vor allem durch günstige Preise und Rabatte gewinnen, was etablierte Anbieter vor neue Herausforderungen stellt.

Erweiterung des Sortiments und Dienstleistungen

Christoph Werner, Chef von dm, sieht auch Chancen in der Telemedizin und Beratung. In einem Interview mit den Badischen Neusten Nachrichten sagte er: „Bankdienstleistungen sind notwendig, Bankfilialen sind es nicht.“ Ein ähnliches Konzept möchte er auf den Medikamentenmarkt übertragen.

Schon jetzt bietet dm Produkte wie Heilpflanzenöle, Zinksalben und Nahrungsergänzungsmittel an. Der Versand aus Tschechien könnte dieses Sortiment erheblich erweitern. Zudem hat das Unternehmen Markenschutz für „medizinische Dienstleistungen“ und „Beratungen in der Pharmazie“ beantragt. Auch Impfungen in den Filialen hält Werner für denkbar: „Ich würde uns zutrauen, dass wir auch bei einem solchen Thema mit guten Ideen aufwarten könnten.“

Konkurrenz und Marktentwicklung

Der Markt bleibt hart umkämpft. Andere Handelskonzerne, wie die Otto Group mit ihrem Telemedizin-Anbieter Medgate, oder Spekulationen über den möglichen Einstieg von Amazon zeigen, dass der Gesundheitsmarkt attraktiv, aber nicht einfach ist. Die Düsseldorfer Kosmetikkette Douglas hat ihre defizitäre Online-Apotheke Diaspo nach kurzer Zeit wieder abgestoßen.

Mit der geplanten Online-Apotheke setzt dm auf einen Wachstumsmarkt, der großes Potenzial bietet. Dennoch wird sich zeigen, ob das Vorhaben den Erwartungen gerecht wird und wie es bestehende Strukturen im Apothekenmarkt beeinflussen wird. Klar ist: dm will mit Innovation und günstigen Angeboten einen neuen Standard im Gesundheitsbereich setzen.

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