400 bis 600 Arbeitsplätze betroffen
Regensburg, Deutschland – Der führende Chiphersteller Infineon hat überraschend eine geplante Reduzierung der Belegschaft am Standort Regensburg angekündigt, die 400 bis 600 Arbeitsplätze betrifft. Diese Entscheidung fällt im Rahmen des “Step Up”-Sparprogramms, das darauf abzielt, auf die gegenwärtigen Herausforderungen in der Branche zu reagieren.
Vor eineinhalb Jahren war die Atmosphäre am Standort Regensburg noch von Optimismus geprägt. Der Werkleiter Jörg Recklies freute sich damals über die Expansion und den Bau einer neuen Halle, um die Produktionskapazitäten um bis zu zehn Prozent zu erhöhen. Die Nachfrage nach Halbleitern war hoch, und die Belegschaft wuchs auf über 3100 fest angestellte Mitarbeitende sowie fast 200 Zeitarbeiter. Doch nun müssen Einsparungen vorgenommen werden.
Gründe für den Abbau
Jochen Hanebeck, Vorstandsvorsitzender von Infineon, erläuterte die Gründe für den Personalabbau: „Viele Endmärkte entwickeln sich konjunkturbedingt schwach, und der Abbau der Halbleiterbestände bei Kunden und Distributoren dauert an. Die Nachfrageschwäche bei verbrauchernahen Anwendungen zieht sich hin.“ Insbesondere im Automobilbereich sei eine Verlangsamung des Wachstums deutlich spürbar. Infineon reagiert darauf, indem es Personal abbaut und Teile der Produktion in kostengünstigere Länder verlagert.
Betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen
Infineon hat betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Der Personalabbau wird über einen längeren Zeitraum bis Ende 2026 gestreckt, und das Unternehmen plant, ausscheidende Mitarbeiter nicht zu ersetzen. Dies wird erleichtert durch die Tatsache, dass viele geburtenstarke Jahrgänge in den kommenden Jahren das Rentenalter erreichen. Bei den Zeitarbeitern hat man bereits begonnen, die Zahl von ehemals 400 auf weniger als 200 zu reduzieren.
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Kritik von IG Metall
Die IG Metall, vertreten durch den ostbayerischen Vorsitzenden Rico Irmischer, kritisiert den geplanten Stellenabbau und spricht von einem „Kahlschlag“. Das Unternehmen habe die Arbeitnehmervertretungen nicht rechtzeitig einbezogen und verfolge mit der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland lediglich Profitmaximierung. „Die Halbleiterindustrie hat in den vergangenen Jahren massive Gewinne eingefahren, sie ist der Gewinner der Chipkrise der letzten Jahre“, betont Irmischer.
Standort Regensburg bleibt wichtig
Trotz des Stellenabbaus wird die Bedeutung von Regensburg als Entwicklungszentrum für neue Chips und Produktionsmethoden betont. Diese strategische Rolle soll nach Angaben des Unternehmens beibehalten werden.
Aktienmarkt reagiert positiv
Die Nachricht des Sparprogramms löste am Aktienmarkt positive Reaktionen aus. Die Infineon-Aktie verzeichnete einen Anstieg von 12,5 Prozent.
Infineon sieht sich inmitten des Wandels der Halbleiterindustrie und will durch das „Step Up“-Programm langfristig wettbewerbsfähiger werden. Das Unternehmen steckt mit seinen Technologien mitten in den globalen Megatrends Digitalisierung und Dekarbonisierung und strebt eine Erhöhung der Gewinnmargen an. Während Wettbewerber Margen von 30 Prozent erzielen, liegt diese bei Infineon bei etwa 20 Prozent.