Internationale Kindesentführungen in Deutschland: Ein chronisches Problem

Einblick in die erschütternde Realität

Die Entführung eines Kindes durch ein Elternteil stellt eine ernste Herausforderung für die deutsche Justiz dar. Ein spektakulärer Fall am Hamburger Flughafen, bei dem ein Vater versuchte, seine Tochter ins Ausland zu entführen, rückt das Thema in den Fokus der Öffentlichkeit und legt die Notwendigkeit offen, dieses Phänomen genauer zu betrachten.

Jüngste Vorfälle und Statistiken

Ein bedenkliches Bild zeichnet sich ab, wenn man die Daten der Justizbehörde analysiert:

  • Im Jahr 2021 wurden 220 Versuche registriert, Kinder aus Deutschland in ein anderes Land zu entführen.
  • Die Türkei war dabei das Hauptziel dieser Entführungsversuche mit insgesamt 29 Fällen, gefolgt von Frankreich (21 Fälle), Polen (19), den USA (15) und Russland (11).
  • Auf der Gegenseite standen 139 Fälle, in denen Kinder aus 41 Ländern nach Deutschland gebracht werden sollten, mit Polen (19 Fälle), England (10) und der Schweiz (9) an der Spitze.

Entwicklung der Fallzahlen

Die Anzahl der Kindesentführungen von Deutschland ins Ausland über die letzten Jahre ist bemerkenswert konstant:

  • Im Jahr 2022 wurden laut Bundesamt für Justiz 187 Fälle gemeldet.
  • Für das Jahr 2021 waren es 220 Fälle.
  • Im Jahr 2020 gab es 209 Fälle.
  • Im Jahr 2019 wurden 218 Fälle registriert.
  • Und im Jahr 2018 war die Zahl mit 241 Fällen am höchsten.

Diese Daten zeigen, dass trotz geringfügiger Schwankungen die Problematik der Kindesentführungen ein anhaltendes Phänomen bleibt.

Die Rolle der Elternteile

Interessant ist dabei auch die Verteilung nach Geschlecht der entführenden Elternteile:

  • Es zeigt sich, dass in drei Viertel der Fälle Mütter diejenigen sind, die die Kinder entführen.
  • Diese Erkenntnis deckt sich mit der Erfahrung der deutschen Behörden und spiegelt eine internationale Tendenz wider.

Unvollständiges Bild und Dunkelziffer

Es muss jedoch betont werden, dass die offiziellen Zahlen vermutlich nur die Spitze des Eisbergs darstellen. Viele Fälle werden womöglich nicht gemeldet oder über ausländische Justizbehörden abgewickelt.

Zusammenfassung und Ausblick

Angesichts der Tatsache, dass statistisch gesehen in Deutschland alle zwei Tage ein Kind durch ein Elternteil entführt wird, besteht Handlungsbedarf. Diese Zahlen verdeutlichen ein chronisches Problem und sind ein Weckruf für die Gesellschaft, präventive Maßnahmen zu verstärken und betroffene Familien besser zu unterstützen.

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