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Granini im Zentrum der Kritik

Jedes Jahr werden Verbraucherinnen und Verbraucher mit versteckten Preissteigerungen konfrontiert. Die Hamburger Verbraucherzentrale kürt deshalb regelmäßig die “Mogelpackung des Jahres”, um auf besonders dreiste Beispiele aufmerksam zu machen. In diesem Jahr fiel die Wahl auf den Orangensaft “Granini Trinkgenuss Orange” – ein Produkt, das seinen Saftanteil drastisch reduziert hat, ohne den Preis zu senken.

Halb so viel Saft – gleicher Preis

Der Hersteller Eckes-Granini nahm im Frühjahr 2024 eine gravierende Änderung an der Rezeptur des beliebten Getränks vor. Der Orangensaftanteil pro Flasche wurde halbiert und durch Zuckerwasser ersetzt – der Preis blieb jedoch unverändert. Diese Änderung bedeutet faktisch eine Verdopplung des Preises für den reinen Fruchtsaftanteil.

Die Verbraucherzentrale Hamburg sieht hierin eine bewusste Täuschung: „Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben Eckes-Granini zu Recht einen Denkzettel verpasst. Der Anbieter hat seinen hundertprozentigen Orangensaft gestreckt und auch noch versucht, dies zu vertuschen“, kritisiert Armin Valet, Experte der Verbraucherzentrale. Tatsächlich blieb das Etikett der Flasche fast unverändert – lediglich der Hinweis “100 Prozent Fruchtsaft” wurde entfernt, ein expliziter Hinweis auf die neue Zusammensetzung fehlte.

Verbraucherschützer fordern mehr Transparenz

Die Preissteigerung kommt nicht von ungefähr. In den vergangenen Monaten sind die Preise für Orangensaftkonzentrat erheblich gestiegen. Dennoch hält die Verbraucherzentrale die Vorgehensweise von Granini für inakzeptabel. Valet betont: „Es ist nachvollziehbar, dass Unternehmen steigende Kosten an Verbraucher weitergeben. Doch schrumpfende Füllmengen und der Verzicht auf wertvolle Zutaten sind der falsche Weg.“ Er fordert stattdessen mehr Preisklarheit und -wahrheit: „Statt Shrink- und Skimpflation brauchen wir mehr Transparenz.“

Die Verbraucherschützer appellieren an den Gesetzgeber, endlich wirksame Maßnahmen gegen solche Mogelpackungen zu ergreifen. Bisher gibt es in Deutschland keine verbindlichen Vorschriften, die Unternehmen daran hindern, Füllmengen zu reduzieren, ohne dies deutlich kenntlich zu machen.

Fünf Kandidaten im Rennen um den Negativpreis

Neben Granini standen vier weitere Produkte zur Wahl. Auf Platz zwei landete ein Tomaten-Gewürzsalz von Lebensbaum, gefolgt von Cremissimo Vanilleeis auf dem dritten Rang. Eine Duschcreme von Dove und Waffelblättchen von Biscotto belegten die Plätze vier und fünf. Diese Produkte hatten ebenfalls ihre Mengen verringert oder Zutaten minderer Qualität verwendet, ohne eine entsprechende Preisreduzierung vorzunehmen.

Granini verteidigt sich

Eckes-Granini reagierte empfindlich auf die Auszeichnung. Ein Unternehmenssprecher erklärte: „Dass die Verbraucherzentrale Hamburg eine ganze Kategorie verunglimpft und Nektare als ‚gestreckten Saft‘ bezeichnet, finden wir erstaunlich. Immerhin stehen über 40 Prozent des deutschen Saftmarktes für Nektare und Fruchtsaftgetränke – also keine 100-Prozent-Säfte.“

Ob sich diese Rechtfertigung bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern durchsetzt, bleibt fraglich. Die Kritik an versteckten Preiserhöhungen nimmt in Deutschland zu – und mit ihr die Forderung nach mehr Transparenz und besseren gesetzlichen Regelungen.

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