Mord an ukrainischen Sportlern in Oberhausen

mord-an-ukrainischen-sportlern-in-oberhausen

Jugend-Gang vor Gericht

Der gewaltsame Tod von zwei jungen ukrainischen Basketballern in Oberhausen erschüttert nach wie vor die Öffentlichkeit. Am 10. Februar 2024 verloren die vielversprechenden Talente Volodymyr Yermakov (17) und Artem Kozachenko (18) auf tragische Weise ihr Leben, als sie Opfer einer brutalen Messerattacke wurden. Der darauf folgende Prozess, der nun vor dem Schwurgericht in Essen begonnen hat, wirft zahlreiche Fragen über die Ursachen dieser Tat sowie das Verhalten der Behörden auf.

Eine verhängnisvolle Begegnung

Die beiden Ukrainer, die in Deutschland Schutz vor den Wirren des Krieges suchten und auf eine sportliche Karriere hofften, trafen an jenem Tag im Bus auf ihre späteren Mörder. Die Angeklagten, darunter der 17-jährige deutsch-türkische Intensivtäter Mert V. und sein 15-jähriger deutsch-griechischer Komplize Ilias G., erkundigten sich nach der Herkunft der beiden jungen Männer. Als klar war, dass Yermakov und Kozachenko aus der Ukraine stammten, begann für die Basketballer ein verhängnisvoller Alptraum.

Mehr zum Thema: Unfassbare Gewalt in Oberhausen: Zwei Zukunftshoffnungen des ukrainischen Basketballs brutal ausgelöscht

Kaum am Hauptbahnhof Oberhausen angekommen, sollen die Angeklagten die beiden Ukrainer überfallen haben. Laut Anklage schlugen zwei der Jugendlichen mit Fäusten und einem Schlagstock auf ihre Opfer ein, während Mert V. und Ilias G. wiederholt mit Messern auf die jungen Männer einstachen. Die Verletzungen waren so schwerwiegend, dass beide Basketballer noch am Tatort verstarben.

Die Anklagebank: Junge Täter, schwere Vergehen

Die vier Angeklagten, darunter zwei Syrer im Alter von 14 und 15 Jahren, sind keine Unbekannten. Bereits vor der Tat war die Gruppe den Behörden als Intensivtäter bekannt. Besonders schockierend ist die kriminelle Vergangenheit von Mert V. Dieser junge Mann hat bereits eine erschreckende Anzahl von Straftaten begangen. Seitdem er mit 14 Jahren strafmündig wurde, verzeichnete er zehn Raubüberfälle, zwei Diebstähle, zwei Drogendelikte und einen Fall von sexueller Belästigung. Trotz dieser schwerwiegenden Delikte wurde er bisher lediglich zu 100 Arbeitsstunden und einem kurzen Jugendarrest verurteilt – eine Strafe, die zum Zeitpunkt der tödlichen Attacke noch nicht rechtskräftig war.

Auch die anderen Angeklagten haben eine beunruhigende Vorgeschichte. Der 14-jährige syrische Komplize von Mert V. steht im Zusammenhang mit 13 Raubüberfällen, zwei Diebstählen, drei Fällen von sexueller Belästigung sowie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Der zweite syrische Beschuldigte hat neun Raubtaten und zwei einfache Körperverletzungen auf seinem Konto, während Ilias G. bereits vor der Messerattacke für vier Raubüberfälle und zwei gefährliche Körperverletzungen verantwortlich gemacht wurde.

Versäumnisse der Behörden: Prävention ohne Wirkung?

Angesichts der langen Liste von Straftaten, die den Angeklagten zur Last gelegt werden, drängt sich die Frage auf, wie es überhaupt zu dieser Tragödie kommen konnte. Besonders brisant ist die Tatsache, dass zwei der Angeklagten bereits zuvor als Intensivtäter eingestuft wurden und von der Polizei die Möglichkeit erhalten hatten, am NRW-Präventivprogramm „Kurve kriegen“ teilzunehmen. Dieses Programm richtet sich gezielt an Mehrfachtäter im Kinder- und Jugendalter und bietet ihnen Unterstützung, um eine kriminelle Laufbahn zu beenden. Doch die beiden jungen Männer lehnten dieses Angebot ab – eine Entscheidung, die letztlich tödliche Folgen hatte.

Die Rolle der Motivlage: Hass und Gewaltbereitschaft

Ein zentrales Thema des Prozesses wird die Klärung der Motivlage der Täter sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeklagten ihre Opfer gezielt aufgrund ihrer ukrainischen Herkunft auswählten. Der Hass auf die Ukrainer scheint dabei eine treibende Kraft gewesen zu sein, gepaart mit einer erschreckend niedrigen Hemmschwelle zur Gewaltanwendung. Dieser Prozess könnte aufzeigen, ob es sich bei der Tat um eine spontane Eskalation handelte oder ob die Täter gezielt nach Opfern suchten, um ihre Aggressionen auszuleben und möglicherweise auch finanziellen Gewinn durch Raub zu erzielen.

Ein Prozess mit vielen offenen Fragen

Obwohl der Prozess nun begonnen hat, wird die Öffentlichkeit nur wenig über die tatsächlichen Geschehnisse im Gerichtssaal erfahren, da das Verfahren aufgrund des jugendlichen Alters der Angeklagten nicht öffentlich ist. Ein Urteil wird für November erwartet, doch bereits jetzt steht fest, dass viele Fragen ungeklärt bleiben dürften. Vor allem das Verhalten der Jugendbehörden und der Justiz gegenüber den bereits vor der Tat straffällig gewordenen Jugendlichen wird kritisch hinterfragt werden müssen.

Die brutale Tat von Oberhausen hat nicht nur zwei jungen Menschen das Leben gekostet, sondern auch das Vertrauen in die Fähigkeit der Gesellschaft, Jugendliche vor einem Abrutschen in die Kriminalität zu bewahren, erschüttert. Der Ausgang dieses Prozesses könnte weitreichende Konsequenzen für den Umgang mit jugendlichen Straftätern in Deutschland haben.

nicht verpassen