Der Preis für den Standardbriefversand in Deutschland steht vor einer Erhöhung. Derzeit kostet der Versand eines Standardbriefs 85 Cent, doch die Deutsche Post fordert eine Anhebung angesichts der aktuellen Inflationsentwicklung. Tobias Meyer, Chef des Post-Konzerns DHL, äußerte deutliche Kritik an dem von der Bundesnetzagentur vorgeschlagenen Preisaufschlag von 10,5 Prozent. Laut Meyer sei dieser Anstieg nicht ausreichend, um die finanziellen Anforderungen und den gesetzlich vorgesehenen Gewinnrahmen zu erfüllen.
„Großer Nachholbedarf“ bei Portoerhöhung
Die Deutsche Post argumentiert, dass die letzte Portoerhöhung im Jahr 2022 mit nur 4,6 Prozent deutlich unter der Inflationsrate lag, was zu einem erheblichen „Nachholbedarf“ führe. Meyer betont: „Es gibt kein anderes europäisches Land, wo das Briefporto langsamer angestiegen ist als die Inflation, das einzige Land ist Deutschland.“ Damit macht die Post deutlich, dass die Inflation in den letzten Jahren die Kosten des Unternehmens stark erhöht habe, und sieht sich in der Pflicht, auf höhere Einnahmen zu drängen.
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Obwohl Meyer keine konkrete Prozentzahl für die geforderte Erhöhung nannte, deutete er an, dass der Anstieg gesetzlich auf maximal 17 Prozent begrenzt sei. Dies könnte den Preis für den Standardbrief auf bis zu 99 Cent anheben, obwohl eine finale Entscheidung noch aussteht. Es wird jedoch vermutet, dass die Bundesnetzagentur ihren Vorschlag von 10,5 Prozent beibehalten könnte, wodurch der Standardbrief dann etwa 95 Cent kosten würde.
Bundesnetzagentur hat das letzte Wort
Die Deutsche Post kann die Portokosten nicht eigenständig festlegen, sondern benötigt die Genehmigung der Bundesnetzagentur. Die Behörde berechnet den Portoaufschlag auf Basis von Kostenentwicklungen und wirtschaftlichen Annahmen, die jedoch nicht im vollen Einklang mit den Forderungen der Post stehen. Die Bundesnetzagentur wird ihre Entscheidung zur Portoerhöhung voraussichtlich in den kommenden Wochen veröffentlichen. Danach liegt es bei der Post, die endgültigen Preise für die verschiedenen Briefarten festzulegen.
Verärgerung über die Bundesnetzagentur
Tobias Meyer äußerte seinen Unmut über die regulatorischen Hürden und erklärte, dass der Konzern im dritten Quartal 2024 im Geschäftsbereich „Post & Paket“ in Deutschland nur etwa 100 Millionen Euro verdient habe, nachdem Einmaleffekte abgezogen wurden. Gemäß seiner Interpretation des Postgesetzes müsste dieser Gewinn jedoch bei etwa 330 Millionen Euro liegen. Meyer betonte: „Es geht darum, dass umgesetzt wird, was im Gesetz vorgesehen ist, und das sehen wir im Moment nicht.“ Ob die Deutsche Post jedoch rechtliche Schritte gegen die Entscheidung der Bundesnetzagentur einleiten wird, ließ Meyer offen, da dies aufgrund der Risiken und formellen Hürden eine heikle Entscheidung wäre.
Die bevorstehende Portoerhöhung wird nicht nur für die Deutsche Post, sondern auch für die Verbraucher in Deutschland von Interesse sein, da die steigenden Kosten im Versandwesen potenziell Auswirkungen auf die Kommunikationsgewohnheiten und die finanzielle Belastung der Bürger haben werden.