Tupperware verlässt Deutschland: Eine Ära endet

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2 days ago

Nach Jahrzehnten als Synonym für Frischhaltedosen und Direktvertrieb ist es nun offiziell: Tupperware verlässt Deutschland. Der krisengeplagte Konzern, der bereits 2023 Insolvenz anmeldete, konnte sich nicht mehr retten. Zehntausende Berater und hunderte Mitarbeiter stehen vor einer ungewissen Zukunft.

Vom Marktführer zur Insolvenz

Tupperware galt lange als unangefochtener Marktführer im Bereich Frischhaltedosen. Die erste Tupperparty in Deutschland fand 1962 statt, und über Jahrzehnte war das Direktvertriebskonzept des Unternehmens ein Erfolgsmodell. Doch in den vergangenen Jahren geriet der Konzern immer stärker unter Druck. Konkurrenzprodukte und der Onlinehandel verdrängten das klassische Verkaufssystem.

Bereits im März 2023 warnte das Unternehmen vor finanziellen Engpässen. Im Juni kündigte Tupperware an, die einzige verbliebene US-Fabrik zu schließen und fast 150 Mitarbeiter zu entlassen. Trotz mehrerer Wechsel an der Konzernspitze konnte kein nachhaltiger Turnaround erreicht werden.

Deutschland war einst ein Schlüsselmarkt

Deutschland spielte lange eine zentrale Rolle im Erfolg von Tupperware. Doch die Insolvenz in den USA zog weitreichende Folgen nach sich. Laut Jörg Migende, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbands, verlor der Konzern zunehmend das Vertrauen der Finanzmärkte. Kreditgeber waren zwar bereit, dem Unternehmen finanziellen Spielraum zu gewähren, doch die Lage verschlechterte sich weiter.

„Die finanzielle Lage des Unternehmens wurde in den letzten Jahren durch das herausfordernde makroökonomische Umfeld stark beeinträchtigt“, erklärte Konzernchefin Laurie Goldman bereits 2023. Auch der Insolvenzverwalter Thomas Rittmeister sah die Situation kritisch: „Die Tupperparty in Deutschland geht erstmal weiter, doch das Unternehmen fokussiert sich künftig auf Kernmärkte wie die USA, Kanada, Mexiko, Brasilien und China.“

Verkaufsstrategie half nicht aus der Krise

In einem letzten Versuch, den Niedergang zu stoppen, wagte Tupperware 2020 eine radikale Strategieänderung. Das Unternehmen, das traditionell auf Direktvertrieb setzte, verkaufte seine Produkte plötzlich über Handelspartner wie Kaufland – ein Tabubruch für die Marke. Zudem versuchte Tupperware, sich im Onlinehandel stärker zu positionieren, was während der Corona-Pandemie kurzzeitig erfolgreich war.

Doch die Maßnahmen kamen zu spät. Der Umsatz sank weiter, und im letzten Quartal 2022 verzeichnete der Konzern einen Einbruch von 20 Prozent. Während die Schulden des Unternehmens zwischen einer und zehn Milliarden Dollar lagen, beliefen sich die Vermögenswerte nur auf 500 Millionen bis eine Milliarde Dollar.

Zehntausende Arbeitsplätze in Gefahr

Mit dem endgültigen Rückzug aus Deutschland verlieren rund 350 Mitarbeiter und bis zu 100.000 selbstständige Berater in Europa ihre Einkommensgrundlage. Für viele war Tupperware nicht nur ein Unternehmen, sondern ein fester Bestandteil des Alltags.

Die Ära der Tupperparty ist damit in Deutschland vorbei. Was einst eine Erfolgsgeschichte war, endet nun mit dem Rückzug vom deutschen Markt – und hinterlässt eine traditionsreiche Marke, die sich den veränderten Bedingungen nicht mehr anpassen konnte.

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