Auslandssemester in Gefahr
Ein Semester an einer amerikanischen Universität – das war für viele deutsche Studierende lange ein realistischer Traum. Doch dieser Traum gerät zunehmend ins Wanken. Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump plant laut mehreren Medienberichten eine drastische Einschränkung bei der Vergabe von Visa für ausländische Studierende.
Konkret geht es um die Visa-Kategorien F, M und J, die für Studierende, Berufsausbildungsprogramme, Austauschformate sowie Au-pairs verwendet werden. Das US-Außenministerium soll laut dem Sender CNN und dem Magazin Politico Anweisungen an die Botschaften weltweit gegeben haben, vorerst keine neuen Termine für Visaanträge dieser Kategorien zu vergeben.
Bereits vereinbarte Termine sollen weiterhin gelten. Dennoch entsteht Unsicherheit. Aktuell studieren jährlich zwischen 8.000 und 9.000 Deutsche in den USA – sie alle könnten potenziell betroffen sein.
Keine Hilfe von offizieller Seite
Die Informationslage ist dürftig. Eine Anfrage bei der US-Botschaft in Berlin ergab keinerlei konkrete Hinweise für betroffene Studierende. Auch das deutsche Auswärtige Amt hält sich mit einer offiziellen Einschätzung zurück.
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) empfiehlt betroffenen Studierenden, sich an die International Offices ihrer Hochschulen zu wenden. Auch Förderorganisationen wie der DAAD können eine Anlaufstelle sein, insbesondere bei Stipendienfragen.
Eine Sprecherin des DAAD teilte mit: „Wir warten als DAAD zunächst ab, was offiziell von der US-Regierung kommuniziert wird. Wir beobachten die Lage genau.“
Kontrolle über soziale Netzwerke
Besonders besorgniserregend ist der Grund für die neuen Einschränkungen. Laut Politico soll die Überprüfung der Social-Media-Aktivitäten von Antragstellern intensiviert werden. Dabei stehen vor allem Inhalte im Fokus, die sich mit propalästinensischen Protesten beschäftigen.
Ein Fall aus dem Frühjahr sorgte für Aufsehen: Eine türkische Doktorandin wurde nahe Boston festgenommen. Der Grund? Sie hatte 2024 als Co-Autorin an einem Artikel in einer Studentenzeitung mitgewirkt, in dem die Universität aufgefordert wurde, einen „Völkermord an Palästinensern“ anzuerkennen.
US-Außenminister Marco Rubio kommentierte die Entwicklungen deutlich: „Wer Unruhe stiftet, dem wird das Visum entzogen.“
Der Fall Harvard als Politikum
Auch die renommierte Harvard University gerät ins Fadenkreuz der Regierung. Diese versucht offenbar, der Elitehochschule die Aufnahme internationaler Studierender zu untersagen. Offiziell begründet wird dies mit den propalästinensischen Demonstrationen auf dem Campus.
Harvard wehrt sich entschieden: „Die Regierung betreibt eine rechtswidrige Vergeltungsmaßnahme, um politischen Druck auf uns auszuüben“, so ein Sprecher.
Ein Gericht hat inzwischen das Einschreibeverbot vorläufig gestoppt. Dennoch bleibt der Vorgang ein deutliches Signal: Bildungspolitik wird zum Spielball der Innenpolitik.