Wasserkrise in Deutschland: Ein unterschätztes Problem

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5 hours ago

Deutschland, weltweit als wasserreich bekannt, steht vor einer stillen Krise. Laut dem neuen Wasseratlas, erstellt von der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), verbraucht das Land seit zwei Jahrzehnten mehr Wasser, als sich natürlich erneuern lässt. Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND, warnt: „Unser Land trocknet aus, und wir schauen zu.“ Jährlich verliert Deutschland 2,5 Milliarden Kubikmeter Wasser – das entspricht dem Inhalt von 800.000 olympischen Schwimmbecken.

Belastetes Wasser und hoher Verbrauch

Nicht nur der Verlust an Wasser, sondern auch dessen Qualität gibt Anlass zur Sorge. Mikroplastik, Chemikalien, Medikamente und Pestizide belasten Grundwasser und Gewässer. Über die Hälfte der deutschen Seen, Flüsse und Bäche sind in einem schlechten oder sehr schlechten Zustand. Hinzu kommt, dass der Wasserverbrauch in Deutschland weit über den direkten Bedarf hinausgeht. „Jeder Mensch in Deutschland verbraucht täglich rund 7.200 Liter Wasser – 86 Prozent davon indirekt, durch importierte Produkte wie Textilien oder Lebensmittel“, erklärt Imme Scholz von der Heinrich-Böll-Stiftung.

Dieser sogenannte virtuelle Wasserkonsum führt dazu, dass in anderen Ländern Wasserressourcen knapp werden. In Spanien etwa sinken Grundwasserspiegel dramatisch. Rund 2,2 Milliarden Menschen weltweit fehlt der regelmäßige Zugang zu sauberem Trinkwasser. Der Wasseratlas verweist außerdem auf über 120 Konflikte, die durch Wasserknappheit entstehen.

Klimawandel als Verstärker

Der Klimawandel verschärft die Wasserkrise. Dürren, Überschwemmungen und extreme Wetterereignisse nehmen zu, was in ärmeren Regionen zu Ernährungsunsicherheit und Migration führt. Laut dem Global Water Monitor Report von 2024 haben wasserbedingte Katastrophen bereits 8.000 Menschenleben gefordert und Millionen zur Flucht gezwungen.

Auch in Deutschland zeigt sich der Klimawandel durch unregelmäßige Niederschläge: Während es einerseits häufiger zu Dürren kommt, führen Starkregenereignisse zu schnellen Wasserabflüssen, da viele Flächen versiegelt sind und natürliche Rückhalteflächen fehlen.

Maßnahmen dringend notwendig

Der Wasseratlas betont die Notwendigkeit, Wasserressourcen besser zu schützen. Olaf Bandt fordert unter anderem striktere Chemikalienverbote, strengere Grenzwerte und Gebühren für Wasserentnahmen in Landwirtschaft und Industrie. Auch ein Umbau der Landwirtschaft sowie die Renaturierung von Flüssen und Mooren seien essenziell.

Nur durch umfassende Maßnahmen könne sichergestellt werden, dass Deutschland auch in Zukunft auf sauberes und ausreichend Wasser zurückgreifen kann – eine Ressource, die bisher allzu selbstverständlich erscheint.

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