Belgien kehrt der Atomwende den Rücken

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Parlament beschließt Abkehr vom Atomausstieg

Mit klarer Mehrheit hat das belgische Parlament für den Ausstieg aus dem Atomausstieg votiert. 102 Abgeordnete stimmten für das Vorhaben der Regierung von Premierminister Bart De Wever, nur acht Abgeordnete lehnten es ab. 31 Parlamentarier enthielten sich. Ziel ist es, die Energieversorgung durch verlängerte Laufzeiten und neue Reaktoren langfristig zu sichern.

Neue Reaktoren in Planung

Neben der Verlängerung der bestehenden Anlagen plant die rechtsgerichtete Regierung auch den Neubau moderner Atomkraftwerke. Belgien verfügt derzeit über zwei Standorte mit insgesamt sieben Reaktoren, wovon allerdings drei bereits außer Betrieb sind. Künftig sollen ausgewählte Anlagen bis mindestens 2035 weiter betrieben werden.

Sicherheit und geopolitische Lage als Auslöser

Ein zentrales Motiv für den Kurswechsel war die veränderte Sicherheitslage infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Bereits 2022 hatte Belgien entschieden, die ursprünglich für 2025 vorgesehene Abschaltung um zehn Jahre zu verschieben. Die Regierung verweist auf Versorgungssicherheit und Energieautarkie als zentrale Argumente.

Kontroverse Reaktoren nahe deutscher Grenze

Für Diskussionen sorgt der belgische Kurs besonders in Deutschland, wo man die Sicherheit der alten Meiler seit Jahren anzweifelt. Die Kraftwerke in Tihange und Doel, deren Ursprung in den 1970er- und 1980er-Jahren liegt, gelten wegen mehrfach dokumentierter Mängel als besonders umstritten. So warnte die Stadt Aachen ebenso wie die deutsche Bundesregierung in der Vergangenheit vor den Reaktoren.

Europäisches Atom-Comeback zeichnet sich ab

Nicht nur Belgien zeigt wieder Interesse an der Kernkraft. Auch Frankreich, Schweden und Italien planen neue Projekte. Die Atomkraft erlebt damit auf dem Kontinent eine Renaissance – im Gegensatz zu Deutschland, das 2023 seine letzten drei Reaktoren endgültig abgeschaltet hat.

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