Verordnung soll Millionen Neuzulassungen betreffen
Die EU-Kommission plant eine weitreichende Maßnahme zur Reduktion von Emissionen: Ab 2030 könnten neue Miet- und Firmenwagen mit Verbrennungsmotor nicht mehr zugelassen werden. Damit würde ein großer Teil des Verkehrssektors deutlich früher elektrifiziert, als es das allgemeine Verbrenner-Aus ab 2035 vorsieht. Betroffen wären laut Branchenangaben bis zu 60 Prozent aller Neuwagenzulassungen in der EU.
Hintergrund ist die Ausweitung bestehender Klimaziele, die in der Praxis bereits vorher Wirkung entfalten sollen. Die Brüsseler Kommission arbeitet laut Medienberichten an einem Regelwerk, das gezielt Flottenfahrzeuge ins Visier nimmt. Der Plan könnte schon im Spätsommer 2025 vorgestellt werden und sieht vor, Mietwagenanbieter sowie Unternehmen zur Umstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge zu verpflichten.
Autovermieter warnen vor spürbaren Kostenfolgen
Besonders für die Mietwagenbranche stellt die geplante Regulierung eine erhebliche Herausforderung dar. Große Anbieter wie Sixt oder Europcar sehen sich gezwungen, ihre Fahrzeugflotten binnen weniger Jahre grundlegend umzustrukturieren. Noch 2024 hatten viele Unternehmen den Anteil an Elektrofahrzeugen wegen mangelnder Kundennachfrage reduziert.
„Urlauber werden kaum noch Mietwagen nutzen, Verbraucher werden praktisch keine Fahrzeuge mehr leasen können“, sagte Sixt-Vorstand Nico Gabriel laut einem Zeitungsbericht. Der Grund: In vielen Regionen mangelt es weiterhin an Ladeinfrastruktur, was die Praxistauglichkeit von E-Fahrzeugen einschränkt – insbesondere bei spontaner Mobilität oder im ländlichen Raum.
Hinzu kommen die hohen Anschaffungskosten für E-Fahrzeuge, die kaum durch Einsparungen im Betrieb kompensiert werden können. Viele Anbieter sehen sich deshalb gezwungen, die Preise für Mietfahrzeuge deutlich zu erhöhen. Für Privatkunden wie Geschäftsreisende könnte dies zu einem spürbaren Rückgang an verfügbaren Mietangeboten führen.
2030 statt 2035: Vorziehen durch die Hintertür?
Offiziell bleibt das generelle Verbot für neue Verbrenner-Pkw weiterhin auf das Jahr 2035 terminiert. Doch durch die frühzeitige Umstellung der Flottenfahrzeuge würde der Effekt faktisch bereits fünf Jahre früher einsetzen. Das betrifft insbesondere Modelle mit Diesel- oder Benzinmotor, die dann von Unternehmen und Vermietern nicht mehr angeschafft werden dürften.
Allein 2024 wurden in der EU laut Statistik mehr als 10 Millionen Fahrzeuge neu zugelassen. Ein Großteil davon entfiel auf Dienstwagen, Leasingfahrzeuge oder Mietmodelle – genau die Segmente, die durch die neue Verordnung adressiert würden. Experten gehen deshalb von einem Markteingriff im großen Stil aus, der auch die privaten Kaufentscheidungen beeinflussen dürfte.
Uneinigkeit in der Kommission wurde übergangen
Noch vor wenigen Wochen war die Position der EU-Kommission zum Verbrenner-Verbot uneinheitlich. Interne Papiere ließen Zweifel erkennen, ob das Ausstiegsdatum 2035 überhaupt zu halten sei. Manche Stimmen forderten, die Richtlinien erst 2026 erneut zu überprüfen – andere wollten sie vorziehen. Doch mit dem neuen Vorschlag zum Flottenverbot ab 2030 setzt sich offenbar der klimapolitische Flügel durch.
Kritiker sehen darin einen politischen Trick: Während das vollständige Verbot ab 2035 als sozial verträglicher Kompromiss verkauft wird, vollzieht sich ein Großteil der Umstellung in Wahrheit deutlich früher – ohne direkte Betroffenheit der Privatverbraucher, aber mit großen Folgewirkungen auf Angebot, Preise und Infrastruktur.
Die EU-Kommission plant laut Medienberichten, den Entwurf im Herbst 2025 in den EU-Rat und das Europäische Parlament einzubringen. Sollte das Vorhaben dort Zustimmung finden, bliebe den betroffenen Branchen nur ein begrenzter Zeitraum zur Vorbereitung.