Proteste gegen Imamoglus Verhaftung
In der Türkei haben Hunderttausende Menschen gegen die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan demonstriert. Der Grund für die Proteste war die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu. Die Opposition sieht darin einen Angriff auf die Demokratie und fordert eine vorgezogene Wahl.
Großdemonstration mit Millionen Teilnehmern
Laut der Oppositionspartei CHP nahmen mehr als zwei Millionen Menschen an den Protesten teil. Die Menschen versammelten sich auf der asiatischen Seite Istanbuls, um gegen die politische Repression zu protestieren.
Ein Brief von Imamoglu wurde verlesen, in dem er seine Anhänger ermutigte: „Ich habe keine Angst, weil ihr hinter mir steht.“ Die Menge skandierte Parolen, die an die Gezi-Proteste von 2013 erinnerten, darunter „Taksim ist überall, Widerstand ist überall.“
Die Hintergründe der Verhaftung
Ekrem Imamoglu gilt als einer der aussichtsreichsten Herausforderer Erdogans bei der Präsidentschaftswahl 2028. Der charismatische Politiker wurde am 19. März wegen angeblicher Korruptionsvergehen verhaftet. Kurz darauf wurde er als Bürgermeister abgesetzt.
Zusätzlich laufen Ermittlungen wegen angeblicher Terrorverbindungen. Die Opposition hält die Vorwürfe für konstruiert und bezeichnet sie als politisch motivierte Justizmaßnahmen.
Widerstand auf den Straßen der Türkei
Nicht nur in Istanbul, sondern auch in anderen Städten kam es in den letzten Tagen zu Demonstrationen. Die Proteste halten bereits seit zehn Tagen an. CHP-Chef Özgür Özel kündigte an, die Proteste jeden Samstag in einer anderen Stadt und jeden Mittwoch in Istanbul fortzusetzen.
Özel warnt vor einer Abschaffung der Demokratie: „Wenn wir jetzt nicht kämpfen, wird es bald keine echten Wahlen mehr geben.“
Eine 17-jährige Demonstrantin brachte die Wut vieler auf den Punkt: „Wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir stehen hinter unserem Bürgermeister.“
Erdogans Reaktion auf die Proteste
Präsident Erdogan bezeichnete die Demonstrationen als „politische Inszenierung“ und warnt vor rechtlichen Konsequenzen für die Organisatoren.
Er forderte die CHP auf, „die Menschen nicht weiter zu provozieren“ und drohte mit möglichen Sanktionen. Die Opposition hält diese Aussagen für einen Versuch, die Bewegung einzuschüchtern.
Internationale Kritik wächst
Während die Proteste eskalieren, bleibt die Reaktion aus den westlichen Ländern bisher verhalten. Nur wenige Politiker äußerten sich zur Verhaftung Imamoglus.
Österreichs Außenministerium gab eine Stellungnahme ab: „Rechtsstaatlichkeit und eine starke Zivilgesellschaft sind essenziell für die Beziehungen der Türkei mit Europa.“
Es bleibt abzuwarten, ob die anhaltenden Proteste Erdogan unter Druck setzen oder ob seine Regierung die Demonstrationen weiter unterdrückt.