Apothekenzahl in Deutschland auf Rekordtief

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6 hours ago

Die Apothekenlandschaft in Deutschland verändert sich rasant. Zum Jahresende 2024 zählte die Apothekervereinigung ABDA nur noch 17.041 Apotheken – so wenige wie zuletzt 1978. Das entspricht einem Rückgang von 530 Apotheken oder drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der langfristige Abwärtstrend setzt sich fort, denn bereits in den Vorjahren sank die Zahl der Apotheken kontinuierlich.

Rückgang mit spürbaren Folgen

„Die Versorgung wird zunehmend ausgedünnt“, betonte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. „Menschen müssen längere Wege zur nächsten Apotheke zurücklegen und auf die bisher vertraute Versorgung verzichten.“ Insbesondere in ländlichen Gebieten macht sich der Verlust kleiner Apotheken bemerkbar, da diese oft die einzige Anlaufstelle vor Ort waren.

Die ABDA warnt vor einer weiteren Beschleunigung des Rückgangs: 2022 schlossen per Saldo 393 Apotheken, 2023 waren es bereits 497. Im Jahr 2024 stieg die Zahl der Schließungen erneut, während die Neueröffnungen mit nur 48 Apotheken auf einem historischen Tiefpunkt blieben.

Finanzielle und strukturelle Herausforderungen

„Apotheken sind chronisch unterfinanziert“, kritisierte Overwiening. Viele junge Apothekerinnen und Apotheker sehen daher keine Perspektive, einen eigenen Betrieb zu eröffnen oder zu übernehmen. Die Apothekendichte in Deutschland liegt mit 20 Apotheken pro 100.000 Einwohner weit unter dem EU-Durchschnitt von 32.

Ein zentraler Grund für die Entwicklung ist der anhaltende Kostendruck. Hinzu kommen Probleme bei der Nachfolgesuche, wenn ältere Inhaber in den Ruhestand gehen. „Mangels Verdienstmöglichkeiten zieht es qualifizierte Fachkräfte zunehmend in die Industrie oder in Krankenhausapotheken“, so die ABDA.

Konkurrenz durch Versandapotheken und Digitalisierung

Die Einführung des E-Rezepts und die zunehmende Konkurrenz durch ausländische Versandapotheken stellen weitere Herausforderungen dar. Viele Apotheken sehen sich durch die aggressive Preisgestaltung und das wachsende Angebot internationaler Anbieter unter Druck gesetzt. Die ABDA fordert seit Langem politische Maßnahmen, um die Arzneimittelversorgung in Deutschland zu sichern.

Politik gefordert

„In der Politik ist seit Jahren bekannt, dass die Apotheken unterfinanziert sind“, erklärte Overwiening. Kurz vor der Bundestagswahl fordert die Apothekervereinigung stärkere finanzielle Unterstützung und strukturelle Reformen. Ohne eine Trendwende drohen weitere Schließungen, die die Versorgungssicherheit in Deutschland gefährden könnten.

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