Warum private Krankenversicherungen nicht immer ideal sind

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2 days ago

Die private Krankenversicherung (PKV) wird in Deutschland als attraktive Option betrachtet, insbesondere für Besserverdienende. Doch eine aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest zeigt, dass private Krankenversicherungen nicht immer die besten Leistungen bieten. Die Analyse von 1245 Tarifkombinationen aus 35 Versicherungsunternehmen deckt auf, dass viele Tarife erhebliche Mängel aufweisen, die die Erwartung einer besseren Versorgung oft nicht erfüllen.

Viele Tarife bieten Lücken im Leistungspaket

Ein zentrales Ergebnis der Stiftung Warentest ist, dass viele PKV-Tarife Lücken aufweisen und nicht die umfassende Versorgung bieten, die oft angenommen wird. Die Untersuchung stellte fest, dass rund zwei Drittel der getesteten Tarife entweder hohe Selbstbeteiligungen oder markante Leistungslücken aufwiesen. Ein Drittel der Tarife wurde hingegen mit „sehr gut“ oder „gut“ bewertet. „Mehr Beitrag bedeutet nicht immer mehr Leistung“, erklärte Julia Bönisch, Vorständin der Stiftung Warentest. Besonders auffällig seien Defizite in Bereichen wie der Palliativpflege, ambulanter Psychotherapie oder digitalen Gesundheitsanwendungen.

Preis-Leistungs-Verhältnis variiert stark

Die Untersuchung zeigte auch, dass die Tarife für eine vergleichbare Leistung stark variieren. So wies der günstigste Tarif, der von der Allianz angeboten wird, für 35-jährige Angestellte eine Note von 1,0 auf und kostete 817 Euro im Monat. Andere Tarife, die genauso gut abschnitten, kosteten jedoch bis zu 1.000 Euro monatlich. Dies zeigt, dass der Rundum-Schutz nicht immer der teuerste Tarif ist. Auch die günstigsten Tarifkombinationen für Angestellte und Selbstständige wurden von der Stiftung Warentest ermittelt – mit dem Versicherer Arag als günstigster Anbieter.

Kostenfalle im Alter für Selbstständige und Angestellte

Die PKV kann sich im Laufe der Jahre zu einer finanziellen Belastung entwickeln, insbesondere für Selbstständige und Angestellte, die im Alter auf eine private Versicherung angewiesen sind. Julia Bönisch warnt: „Die private Krankenversicherung kann zur existenzbedrohenden Kostenfalle werden.“ Der durchschnittliche monatliche Beitrag kann sich über die Jahre erheblich steigern, sodass jemand, der mit 35 Jahren einen Beitrag von 600 Euro zahlt, im Alter mit 1.500 Euro monatlich rechnen muss. Über die Jahre könnten so rund 250.000 Euro an Krankenkassenbeiträgen zusammenkommen. Diese Entwicklung wird durch die jährlich steigenden Kosten im Gesundheitswesen und eine durchschnittliche Beitragserhöhung von 3,1 Prozent seit 2005 begünstigt.

Vorteile der privaten Krankenversicherung

Trotz dieser Herausforderungen gibt es auch Vorteile, insbesondere bei der Terminvergabe. Eine Umfrage zeigte, dass 58 Prozent der Privatpatienten ihren Facharzttermin innerhalb eines Monats erhielten, im Vergleich zu nur 30 Prozent der Kassenpatienten. In dringenden Fällen erhielten 26 Prozent der Privatversicherten ihren Termin innerhalb einer Woche, während nur acht Prozent der Kassenpatienten diese schnelle Versorgung erfuhren.

Die PKV ist nicht für jeden die beste Wahl

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die private Krankenversicherung nicht immer die beste Wahl für alle Versicherten ist. Die hohe Flexibilität und die schnelleren Arzttermine sind zwar ein Vorteil, doch die steigenden Kosten und die teils mangelhaften Leistungen machen die PKV für viele nicht unbedingt zur besten Option. Besonders Selbstständige und Angestellte sollten die langfristigen finanziellen Auswirkungen gut abwägen, bevor sie sich für die PKV entscheiden.

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