Eine Woche vor dem offiziellen Beginn des Literarischen Herbstes in Leipzig ist eine kontroverse Debatte entbrannt: 33 namhafte Autorinnen und Künstler fordern die Absage einer Veranstaltung mit der bekannten Feministin Alice Schwarzer. In einem am Dienstag veröffentlichten offenen Brief werfen sie Schwarzer vor, in der Vergangenheit durch “transfeindliche, rassistische und misogyne Aussagen und Publikationen” aufgefallen zu sein.
Aufgrund dieser kritischen Positionen solle dem Literarischen Herbst nahegelegt werden, Schwarzer keine Plattform für ihre als problematisch empfundenen Äußerungen zu bieten und die geplante Veranstaltung aus dem Programm zu streichen.
Laut Angaben der Veranstalter wird Alice Schwarzer in der darauf folgenden Woche in der Stadtbibliothek Leipzig ihre Autobiografie “Mein Leben” präsentieren. Schon im Vorfeld dieser Ankündigung zogen sich einige Kooperationspartner des Literarischen Herbstes wegen der anberaumten Veranstaltung zurück.
Anfang Oktober betonten die Organisatoren in einer Mitteilung, dass ihnen bewusst sei, dass Alice Schwarzer als eine “umstrittene Publizistin bekannt ist, die durch ihre provokanten und manchmal auch für uns problematischen Äußerungen polarisiert”. Nichtsdestotrotz wiesen sie darauf hin, dass die bedeutenden Beiträge, die Schwarzer im Laufe der Jahre für den Feminismus weltweit geleistet hat, unbestreitbar sind.
Alice Schwarzer wiederum hat die gegen sie gerichteten Anschuldigungen entschieden zurückgewiesen. Sie bezeichnete die Vorwürfe als “diffamierend und schlichtweg absurd”. In einer Stellungnahme gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Köln betonte die engagierte Frauenrechtlerin: “Ich habe mich vor rund 40 Jahren als eine der ersten öffentlichen Persönlichkeiten klar für die Rechte von Transmenschen ausgesprochen und mich gegen deren damalige Diskriminierung positioniert.”
Sie habe Transsexuelle niemals angefeindet. Sie fügte hinzu: “Was ich allerdings kritisch bewerte, ist die moderne Transideologie, die das Recht auf den Wechsel des Personenstandes ab dem 14. Lebensjahr sowie riskante Hormonbehandlungen und chirurgische Eingriffe für alle fordert.” Ihrer Meinung nach sollte es erlaubt sein, solch eine Perspektive zu haben, ohne gleich aus der öffentlichen Debatte verbannt zu werden. Andernfalls würde dies die “Cancel Culture in ihrer reinsten Form” repräsentieren.