Stille Adventszeit: Deutsche Weihnachtsmärkte Verzichten auf “Last Christmas”

1 year ago

Die diesjährige Weihnachtszeit in Deutschland wird von einer unerwarteten Stille geprägt sein. Viele Weihnachtsmärkte haben sich entschlossen, auf die traditionelle Weihnachtsmusik zu verzichten. Der Hauptgrund dafür sind die gestiegenen Lizenzgebühren für das Abspielen populärer Weihnachtslieder.

Musikalische Besinnlichkeit in Berlin

In Berlin, am Potsdamer Platz, ist der Auftakt zu dieser stilleren Weihnachtssaison bereits sichtbar. Die typische vorweihnachtliche Stimmung mit Lebkuchen und Glühwein ist zwar vorhanden, doch etwas Wesentliches fehlt: die Musik. Hits wie “Last Christmas” von Wham, die sonst die Luft erfüllen, werden aufgrund prohibitiv hoher Lizenzgebühren nicht zu hören sein.

Gema-Gebühren als Herausforderung

Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) ist dafür verantwortlich, die Rechte von Musikschaffenden zu verwalten. Dies beinhaltet die Erhebung von Gebühren für die öffentliche Aufführung ihrer Werke. Nachdem ein Urheber 70 Jahre verstorben ist, fallen diese Rechte weg. Somit sind ältere Werke wie “Jingle Bells” aus dem 19. Jahrhundert frei von Gebühren, während für neuere Interpretationen Kosten anfallen.

Veränderte Gebührenberechnung und ihre Folgen

Eine wichtige Änderung in der Gebührenberechnung trat 2011 in Kraft. Der Bundesgerichtshof entschied, dass sich die Gebühren auf die Gesamtfläche der Veranstaltung und nicht nur auf den beschallten Bereich beziehen. Nachdem die Gema in der Post-Corona-Zeit mit genauen Messungen begann, wurden signifikante Diskrepanzen festgestellt. Dies führte in einigen Fällen zu einer Verzehnfachung der Kosten.

Beispielfall: Dresdner Striezelmarkt

Der berühmte Dresdner Striezelmarkt dient als Beispiel für die neuen Gebühren. Hier fallen für eine Fläche von 10.000 Quadratmetern über 32 Tage insgesamt 50.688 Euro an. Laut Gema entspricht dies etwa 2,5 Cent pro Besucher. Doch viele Veranstalter sehen in den absoluten Beträgen eine nicht tragbare finanzielle Belastung.

Verschiedene Reaktionen der Veranstalter

Einige Veranstalter in Berlin, wie am Roten Rathaus und am Schlossplatz in Köpenick, haben beschlossen, gänzlich auf musikalische Untermalung zu verzichten. Hans-Dieter Laubinger, ein betroffener Organisator, äußerte gegenüber dem RBB seine Frustration: „Es macht keinen Spaß mehr, Events zu organisieren bei den hohen Kosten.“ In Düsseldorf wird der Advent ebenso still sein, während in Braunschweig eine alternative Lösung mit verteilt spielenden Karussells geplant ist, um wenigstens etwas Weihnachtsstimmung zu verbreiten.

Kommunikationsdefizit der Gema

Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) hat eingeräumt, dass sie bei der Kommunikation über die Gründe für Preiserhöhungen Defizite hatte. Sie gestand ein, dass eine umfassende Informationsvermittlung erforderlich gewesen wäre, was jedoch nicht im üblichen Umfang erfolgte. Dies bedauert die Gema. 

Infolgedessen werden Besucher der deutschen Weihnachtsmärkte in diesem Jahr eine veränderte, ruhigere Stimmung erleben.

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