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Pro Sieben Sat1 steht vor großen Herausforderungen. Die Fernsehsendergruppe kämpft mit schwachen Geschäftszahlen, was zu weiteren Sparmaßnahmen und möglichen Arbeitsplatzkürzungen führt. Gleichzeitig schwebt die Befürchtung, dass die italienische Media for Europe (MFE) – kontrolliert von der Berlusconi-Familie – das Unternehmen übernehmen könnte.

Italienische Übernahmeambitionen
Bereits im Mai letzten Jahres versuchte MFE, Pro Sieben Sat1 in zwei Einheiten aufzuteilen: das traditionelle Fernsehgeschäft und die Internetaktivitäten. Rund 70 Prozent der Aktionäre unterstützten den Plan, doch die notwendige Hürde von 75 Prozent wurde knapp verfehlt. Trotz dieses Rückschlags hält MFE nun knapp 30 Prozent der Aktien, was erneut Spekulationen über ein Übernahmeangebot entfacht. Seit Anfang März kursieren vermehrt Gerüchte, und am letzten Freitag legte die Aktie um fast zwölf Prozent zu.

Transformation und Sparprogramm
Parallel zu den Übernahmegerüchten kündigte Pro Sieben Sat1 ein neues Sparprogramm an. Das Unternehmen befindet sich “in der Transformation vom linearen Broadcaster zum Streaming-Anbieter” – und das inmitten einer Wirtschaftsrezession. Ziel ist es, die Kostenstrukturen zu verbessern. In einer offiziellen Stellungnahme hieß es: “Darüber sind unsere Mitarbeiter und auch der Betriebsrat informiert.” Zugleich wurde betont: “Daher können wir auch keine konkreten Stellenabbauzahlen nennen.” Diese unklare Lage sorgt bei den Beschäftigten für zusätzliche Verunsicherung.

Jobkürzungen und interne Machtkämpfe
Es wird allgemein mit weiteren Entlassungen gerechnet. Das Manager Magazin berichtete, dass es sich um “grob 500 Stellen” handeln könnte, was das Fernseh- und Streaminggeschäft mit derzeit rund 4.000 Mitarbeitern erheblich treffen würde. Bereits 2023 wurden 400 Jobs abgebaut. Neben MFE hält der tschechische Investor PPF etwa 13 Prozent der Aktien. Der anhaltende Machtkampf zwischen diesen beiden Großaktionären hat kürzlich zum Abgang des scheidenden Aufsichtsratschefs Andreas Wiele geführt. Wiele, ehemaliger Springer-Manager, scheidet zur Hauptversammlung am 28. Mai aus, da ihm die Rückendeckung von MFE und PPF fehlte. Seine Nachfolge ist bislang unklar.

Zukünftige Strategie und Expansionspläne
MFE hat sich kürzlich Kredite in Höhe von 3,4 Milliarden Euro gesichert, um seine internationalen Expansionspläne voranzutreiben. Die Berlusconi-Familie strebt einen paneuropäischen Medienkonzern an, der Streaming-Giganten wie Netflix Konkurrenz machen soll. Pro Sieben Sat1-Chef Bert Habets, der zuvor lange für RTL tätig war, soll nun zunächst die geplanten Verkäufe von Unternehmen wie dem Vergleichsportal Verivox und dem Online-Kosmetikanbieter Flaconi umsetzen. Den weiteren Kurs präzisiert der Vorstand bei der Bilanzpräsentation für 2024 am 6. März.

Die Kombination aus schlechten Geschäftszahlen, anhaltenden Sparmaßnahmen und der drohenden Übernahme durch MFE sorgt für erhebliche Unruhe bei Pro Sieben Sat1 – eine Entwicklung, die die Zukunft des Unternehmens maßgeblich beeinflussen könnte.

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