Klaus Dieter KiesewetterROM – Die süditalienische Metropole Neapel bereitet sich auf die Wiederauferstehung eines kulturellen Wahrzeichens vor: Die “Venus der Lumpen”, eine bedeutende Freiluftkunstinstallation des zeitgenössischen italienischen Künstlers Michelangelo Pistoletto, soll nach ihrer Zerstörung durch Brandstiftung im Juli wieder neu errichtet werden, wie lokale Behörden am Freitag mitteilten.
Die neu aufgelegte Version der “Venus der Lumpen” wird im Januar enthüllt und für vier Monate auf der Piazza del Municipio, dem monumentalen Platz im Herzen Neapels, wieder aufgestellt. Die Skulptur wird dabei die Überreste des Originalkunstwerks integrieren. Kunstkritiker Vincenzo Trione erläuterte, dass es darum gehe, “zu zeigen, dass es möglich ist, aus der Asche aufzusteigen, und das nicht nur im übertragenen Sinn”.
Das neue Kunstwerk wird aus feuerfestem Material gefertigt, um eine Wiederholung der tragischen Ereignisse zu verhindern.
“Es geht beim Ersatz nicht nur um Ästhetik, sondern auch um ein politisches Zeichen, dass wir uns nicht unterkriegen lassen”, erklärte Neapels Bürgermeister Gaetano Manfredi während einer Pressekonferenz.
Die Skulptur, eine zehn Meter hohe Darstellung der Göttin der Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit, die rückwärts gewandt in einen Haufen Lumpen blickt, ist ein starkes Symbol.
Die ursprüngliche “Venus der Lumpen” wurde 1967 erschaffen, und verschiedene Versionen sind in Museen in ganz Europa zu sehen, unter anderem in der Tate Gallery in Liverpool, Nordengland.
“Es ist ein außerordentlicher Anlass für mich. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich 1967 noch einmal in dieses Kunstwerk vertiefen würde”, sagte Pistoletto, der hinzufügte, dass “wir die Venus nun heilen müssen”.
Die Installation symbolisiert den Kontrast zwischen der ewigen Schönheit, repräsentiert durch Venus, und dem sozialen Verfall sowie Konsumismus der modernen Gesellschaft.
Pistoletto, der mittlerweile 90 Jahre alt ist, wird die neue Arbeit vollständig finanzieren und sie dauerhaft der Stadt Neapel schenken.
Das Geld, das durch eine nach dem Brand ins Leben gerufene Crowdfunding-Kampagne gesammelt wurde, soll nun zur Finanzierung von Projekten von gemeinnützigen Organisationen verwendet werden, die Menschen mit Behinderungen und weiblichen Gefängnisinsassen unterstützen.
