Amazon gibt Lebensmittel-Lieferdienst Fresh auf

Amazon gibt Lebensmittel-Lieferdienst Fresh auf
5 hours ago

Der Online-Riese Amazon beendet seinen Lebensmittel-Lieferdienst Fresh in Deutschland. Ab dem 14. Dezember 2024 wird dieser Service nicht mehr verfügbar sein, wie Amazon kürzlich mitteilte. „Wir möchten uns für damit verbundene etwaige Unannehmlichkeiten entschuldigen“, schrieb der Konzern in einer Nachricht an seine Kundinnen und Kunden. Laut einer Amazon-Sprecherin betrifft die Einstellung das Angebot für bestimmte Kunden in Berlin, München und Hamburg.

Rückblick auf die Einführung und das Scheitern

Amazon hatte 2017 mit AmazonFresh in Deutschland ein umfangreiches Lebensmittelangebot eingeführt, um sich gegen Marktführer wie Rewe zu behaupten. Prime-Mitglieder konnten in Städten wie Berlin, Potsdam, Hamburg und München frische Produkte wie Obst, Gemüse, Fleisch, Milchprodukte und Backwaren bestellen. Doch das Interesse blieb hinter den Erwartungen zurück. Waren es zu Beginn noch über 85.000 Artikel im Sortiment, reduzierte sich die Zahl laut Lebensmittelzeitung inzwischen auf unter 9.000 Produkte. E-Commerce-Experte Matthias Schu von der Hochschule Luzern kommentierte: „Die groß geplante Expansion ist ausgefallen.“

Strategieänderung und neue Kooperationen

Trotz der Einstellung von AmazonFresh bleibt der Verkauf von Lebensmitteln bei Amazon erhalten, jedoch mit geänderter Ausrichtung. „Wir haben unser Angebot und unser Logistik-Netzwerk in Deutschland evaluiert und beschlossen, unser Lebensmittelangebot auf Amazon.de zu vereinfachen und uns auf haltbare Lebensmittel zu konzentrieren“, so die Amazon-Sprecherin. Als Teil dieser neuen Strategie hat Amazon eine Partnerschaft mit dem Online-Supermarkt Knuspr gestartet. Diese Zusammenarbeit beginnt im Großraum Berlin und soll in den kommenden Monaten auf das Rhein-Main-Gebiet und München ausgeweitet werden. Knuspr bietet mehr als 15.000 Produkte zu Supermarktpreisen, darunter viele lokale Artikel, und liefert noch am selben Tag.

Ein schwieriges Marktumfeld

Der Online-Lebensmittelhandel ist in Deutschland nach wie vor ein Nischenmarkt mit einem Anteil von nur etwa 2,9 Prozent am Gesamtmarkt. Obwohl der Umsatz seit 2015 von 736 Millionen auf 3,7 Milliarden Euro im Jahr 2023 gestiegen ist, bleibt der stationäre Handel dominierend. E-Commerce-Experte Schu weist auf ein starkes Stadt-Land-Gefälle hin: Während in Städten wie Berlin und München der Online-Anteil bis zu 15 Prozent erreicht, ist das Angebot in ländlichen Regionen oft kaum vorhanden.

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Herausforderungen und Ausblick

Die Pandemie führte zu einem Boom im Online-Lebensmittelhandel, doch inzwischen kämpfen viele Anbieter mit der Profitabilität. Unternehmen wie Gorillas und Getir zogen sich aus Deutschland zurück, während Anbieter wie Flink weiterhin bestehen. Selbst expandierende Supermärkte wie Knuspr und Picnic sind in Deutschland noch nicht profitabel. Rewe hingegen setzt erfolgreich auf seinen eigenen Lieferdienst und baut auch den Abholservice aus. Ob Amazon mit seiner neuen Strategie und den Kooperationen langfristig erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten.

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