Amazon greift zur Kernenergie, um den enormen Strombedarf seiner Rechenzentren zu decken. In einem richtungsweisenden Schritt unterzeichnete der Konzern Verträge zur Entwicklung von sogenannten Small Modular Reactors (SMR), einer neuen Generation kleiner Atomreaktoren. Diese sollen zukünftig eine wichtige Rolle in der Energieversorgung von Amazon Web Services (AWS), dem weltgrößten Cloud-Anbieter, spielen.
Drei Verträge für nachhaltige Energie
Amazon hat gleich drei bedeutende Verträge abgeschlossen, die zur Entwicklung und Implementierung von Mini-Atomkraftwerken führen sollen. Ein wesentlicher Teil des Plans ist die Finanzierung einer Machbarkeitsstudie für den Bau einer SMR-Anlage im US-Bundesstaat Washington. Diese Anlage könnte bis zu acht Module umfassen, wobei Amazon das Recht hätte, Strom aus vier dieser Module zu beziehen. Das Unternehmen investiert zudem 500 Millionen US-Dollar in X-Energy, einen Entwickler von SMRs, der bereits als Pionier auf diesem Gebiet gilt.
Darüber hinaus plant Amazon gemeinsam mit Dominion Energy den Bau eines Mini-Atomkraftwerks in Virginia, das eine Leistung von 300 Megawatt erbringen könnte. Dies würde es Amazon ermöglichen, eine sichere und umweltfreundlichere Stromquelle für seine energieintensiven Rechenzentren zu nutzen.
Hintergrund: Der wachsende Strombedarf
Mit der zunehmenden Nutzung von Cloud-Diensten und der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) steigt der Strombedarf großer Technologieunternehmen dramatisch. Rechenzentren, die als Herzstück dieser Technologien dienen, benötigen riesige Mengen an Energie. Allein die globalen Rechenzentren von Amazon verbrauchen jedes Jahr so viel Strom wie ganze Städte.
Amazon steht nicht allein vor diesem Problem. Auch andere Tech-Giganten suchen nach Lösungen. So hat Google, eine Tochter von Alphabet, ebenfalls Verträge zur Entwicklung von SMRs unterzeichnet. Microsoft hat sogar einen Vertrag mit dem Versorger Constellation geschlossen, um Teile des berüchtigten Atomkraftwerks „Three Mile Island“, das 1979 Schauplatz des schlimmsten Atomunfalls in den USA war, wieder aufzubauen.
SMRs: Ein Modell für die Zukunft?
SMRs gelten als zukunftsweisend in der Energiebranche. Sie sind kompakter als herkömmliche Atomreaktoren, was ihren Bau beschleunigt und die Kosten senkt. Zudem sind sie flexibler einsetzbar und könnten in abgelegenen oder schwer zugänglichen Regionen zur Energieversorgung beitragen.
Amazon sieht in diesen Reaktoren eine Schlüsseltechnologie, um den wachsenden Energiebedarf seiner Rechenzentren zu decken und gleichzeitig seinen CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Ein Sprecher des Unternehmens betonte: „Die Nutzung von SMRs ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass unsere Rechenzentren auch in Zukunft zuverlässig und nachhaltig mit Strom versorgt werden.“
Investition in die Zukunft
Die Investitionen von Amazon in die Kernenergie spiegeln den breiteren Trend wider, dass große Technologieunternehmen sich verstärkt um eine nachhaltige Energieversorgung bemühen. Mit dem Fokus auf Mini-Atomkraftwerke unterstreicht Amazon seinen Anspruch, innovative und umweltfreundliche Lösungen für die Herausforderungen der Energieversorgung zu finden.
Die Frage bleibt jedoch, ob und wie schnell die Technologie kommerziell einsetzbar sein wird. Klar ist, dass die Suche nach alternativen Energiequellen in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird, da Unternehmen wie Amazon, Google und Microsoft nach Wegen suchen, ihren steigenden Energieverbrauch mit den Zielen des Klimaschutzes in Einklang zu bringen.