In den letzten Jahren hat sich ein neuer Trend in der Medienwelt etabliert, der die traditionelle Medienlandschaft zunehmend herausfordert: die sogenannte “Creator Economy”. Diese umfasst eine Vielzahl von Kreativschaffenden, die über digitale Plattformen wie YouTube, Instagram oder TikTok ihre Inhalte verbreiten und damit enorme Umsätze erzielen. Der Umsatz dieser Creators erreicht weltweit rund 250 Milliarden Dollar jährlich – das entspricht etwa zehn Prozent des gesamten globalen Medienmarktes.
Vom Hobby zum Geschäftsmodell
Der Ursprung dieses Phänomens reicht bis in die 2010er Jahre zurück, als die ersten Influencer begannen, ihre eigenen kleinen Medienunternehmen zu etablieren. Diese Kreativen konnten dank der niedrigen Produktionskosten und der globalen Reichweite des Internets von ihrer Arbeit leben – ohne die finanziellen Hürden, die im klassischen Mediensektor bestehen. Der Medienexperte Kevin Kelly prägte diesen Trend bereits 2008 in seinem Aufsatz “1,000 True Fans”, in dem er erklärte, dass Kreative mit 1.000 echten Fans über digitale Plattformen erfolgreich sein können.
Der Einfluss von Creators auf die Medienwelt
Die “Creator Economy” wächst rasant. Laut Medienexperte Doug Shapiro wird die Branche bis 2030 voraussichtlich 600 Milliarden Dollar erwirtschaften und damit 20 Prozent des globalen Medienmarktes ausmachen. Diese Prognose zeigt, wie bedeutend Creators bereits heute sind. Plattformen wie YouTube zahlen alleine in den letzten drei Jahren über 70 Milliarden Dollar an ihre Creators. Auch die Newsletter-Plattform Substack verzeichnet beeindruckende Zahlen: 2022 erzielten die 27 bestverdienenden Newsletter-Publisher über 22 Millionen Dollar jährlich, mit einigen, die sogar mehr als eine Million Dollar Umsatz erzielten.
Steigende Bedeutung für den deutschen Markt
In Deutschland zeigt sich der Erfolg der Creators ebenfalls. Das Unternehmen Steady, das eine Infrastruktur für kostenpflichtige Abonnements bietet, hat allein im Jahr 2022 rund 1,4 Millionen Euro an etwa 2.000 Creators ausgezahlt. Die Zahl der zahlenden Abonnenten von Creators wächst so stark, dass Steady inzwischen auf Platz zwei der deutschen Unternehmen mit den meisten kostenpflichtigen Abonnements steht, nur hinter der “Bild”-Zeitung. Dieser Aufstieg der Creators zeigt deutlich, wie sehr die traditionellen Medien durch die digitale Konkurrenz herausgefordert werden.
Die Herausforderung für klassische Medien
Die größten traditionellen Medienunternehmen stehen vor der Herausforderung, dass sie in vielerlei Hinsicht gegen die Creators verlieren. Die jüngeren Generationen konsumieren zunehmend Inhalte von Influencern und Online-Publikationen, während klassische Medien an Reichweite verlieren. Auch wenn einige Medienunternehmen versuchen, durch Partnerschaften mit Creators zu profitieren, indem sie ihnen eigene Newsletter und mehr Reichweite bieten, ist es fraglich, ob sie mit dem rasanten Wachstum der Creator Economy mithalten können.
Ein neuer Medienwandel
Der Creator-Boom stellt eine fundamentale Veränderung in der Medienlandschaft dar. Die wachsende Zahl an Kreativen, die mit neuen Formaten und direkter Kommunikation mit ihrem Publikum immer erfolgreicher werden, drängt die klassischen Medien an den Rand. Wer in der Zukunft erfolgreich bleiben möchte, muss bereit sein, die neuen Medienmacher ernst zu nehmen und Partnerschaften einzugehen, um von der Kreativität und dem direkten Draht zu ihren Fans zu profitieren.