Deutschland importiert Rekordmenge Atomstrom
Berlin. Deutschlands Energiesystem steht vor einer kritischen Herausforderung. Nach dem Ausstieg aus der Kernenergie importiert das Land so viel Atomstrom wie nie zuvor. Im Jahr 2024 stammen 16,5 von insgesamt 40 Milliarden Kilowattstunden des importierten Stroms aus Kernkraftwerken – etwa die Hälfte dessen, was die letzten deutschen Atomkraftwerke im Jahr 2022 selbst produziert hatten.
Frankreich als Hauptlieferant für Atomstrom
Der Großteil der importierten Atomenergie kommt aus Frankreich. Laut dem „Radiant Energy Report“ hat sich die Menge des aus Frankreich stammenden Stroms im deutschen Netz im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Bis zu 80 Prozent dieses Stroms basieren auf Kernkraft. Manuel Frondel, Energieökonom, kritisiert die deutsche Strategie deutlich: „Durch die Abschaltung der AKW hat sich Deutschland gegenüber den Nachbarländern ziemlich egozentrisch gezeigt: Es verlässt sich darauf, dass die entstandenen Stromdefizite durch andere Länder ausgeglichen werden.“
Von Stromexporteur zum Importabhängigen
Vor dem Atomausstieg war Deutschland noch ein bedeutender Stromexporteur. Doch seitdem die letzten drei Atomkraftwerke im April 2023 vom Netz genommen wurden, hat sich die Situation drastisch verändert. Vor allem in den Wintermonaten, wenn Sonne und Wind schwächeln, wird die Versorgungssicherheit aus erneuerbaren Energien infrage gestellt. „Eine uneingeschränkte Versorgungssicherheit aus eigenen Energiequellen ist nicht mehr gewährleistet“, warnen Experten.
Steigende Strompreise belasten Verbraucher
Die steigende Abhängigkeit von Importstrom wirkt sich auch auf die Strompreise aus. Im November 2024 erreichte der Börsenstrompreis in Deutschland einen Rekordwert von 800 Euro pro Megawattstunde. Diese Entwicklung ist eine direkte Folge der schwankenden Verfügbarkeit erneuerbarer Energien. In Zeiten geringer Sonneneinstrahlung und Windstille sinkt die Effizienz der Stromerzeugung, was die Preise erheblich in die Höhe treibt.
Kritik an der Energiewende
Der überstürzte Atomausstieg wird zunehmend kritisiert. Kritiker hatten bereits früh gewarnt, dass die Abhängigkeit von Nachbarländern wie Frankreich und die unsichere Versorgung aus erneuerbaren Energien problematisch sein könnten. Nun scheinen sich diese Prognosen zu bewahrheiten.
Die aktuelle Situation wirft drängende Fragen über die Zukunft der deutschen Energiewende auf. Kann ein Industrieland wie Deutschland langfristig auf eine stabile und nachhaltige Energieversorgung setzen, wenn es zunehmend von Importstrom abhängig ist? Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die Energiewende erfolgreich angepasst werden kann – oder ob sie an ihren eigenen Ansprüchen scheitert.