Procter & Gamble belebt stillgelegte Gleise wieder

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Ein Trend mit Potenzial

Die Reaktivierung alter Gleisverbindungen durch große Unternehmen gewinnt in Deutschland an Bedeutung. Der internationale Konsumgüterkonzern Procter & Gamble (P&G), bekannt für Marken wie Ariel, Gillette und Always, hat auf seinem Werksgelände in Crailsheim eine stillgelegte Schienenverbindung erneuert. Dies könnte ein Signal für eine Rückkehr der Schiene als zentrale Logistiklösung sein – mit positiven Auswirkungen auf Umwelt und Kosten.

Investitionen in nachhaltige Logistik

Am Dienstag eröffnete P&G nicht nur den reaktivierten Gleisanschluss, sondern auch ein neues Kombiverkehrsterminal. Hier können Güter effizient von Lastwagen auf Züge und umgekehrt verladen werden. Für dieses Projekt investierte das Unternehmen rund sechs Millionen Euro. Die Schienenverbindung, die über 600 Meter lang ist, wurde in den 1980er Jahren ursprünglich gebaut, blieb jedoch jahrzehntelang ungenutzt. Nun soll sie jährlich bis zu 10.000 Lastwagenfahrten einsparen, indem der Gütertransport vermehrt auf die Schiene verlagert wird.

„Wir sind stolz darauf, als einer der Vorreiter Teil der nachhaltigen Logistiklösung für die Zukunft von P&G zu sein und gleichzeitig als guter Nachbar einen Beitrag zur Reduzierung der Verkehrsbelastung und CO2-Emissionen in der Region zu leisten“, erklärte Ilkay Gormandy, die Standortleiterin des Werks in Crailsheim.

Ein landesweiter Trend

Procter & Gamble ist nicht das einzige Unternehmen, das auf alte Gleisinfrastrukturen setzt. Volkswagen reaktivierte eine Bahnstrecke zwischen seinem Werk in Wolfsburg und dem Hafen in Emden, um den Transport effizienter zu gestalten. Auch das Chemieunternehmen BASF investierte in die Erneuerung von Schienen zwischen Ludwigshafen und dem Hafen von Antwerpen, und Siemens modernisierte in den letzten Jahren seine Schieneninfrastruktur.

Laut dem Eisenbahn-Bundesamt gibt es in Deutschland tausende Kilometer stillgelegter Gleisstrecken, die theoretisch wieder genutzt werden könnten. Die Rückkehr zur Schiene bringt jedoch Herausforderungen mit sich: Gleisanlagen müssen oft umfangreich saniert, Weichen und Bahnhöfe erneuert und moderne Signalanlagen installiert werden. Auch der bürokratische Aufwand ist nicht zu unterschätzen, da Genehmigungen, Umweltverträglichkeitsprüfungen und technische Vorgaben berücksichtigt werden müssen.

Wirtschaftliche und ökologische Vorteile

Trotz dieser Herausforderungen überwiegen die Vorteile. Neben der Reduzierung von CO2-Emissionen und der Entlastung des Straßenverkehrs bieten reaktivierte Gleise eine effizientere und kostengünstigere Transportlösung. „Der Umstieg von der Straße auf die Schiene spart Staus und unnötige Kosten“, betonte Gormandy. Zudem tragen solche Projekte zur Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen bei und stärken die Infrastruktur vor Ort.

Die Initiative von Procter & Gamble in Crailsheim zeigt, dass Unternehmen vermehrt bereit sind, in nachhaltige Logistik zu investieren. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend in den kommenden Jahren fortsetzt und die Schiene erneut eine zentrale Rolle im Güterverkehr Deutschlands einnimmt.

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