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Werksschließungen und Gehaltskürzungen drohen

Die Lage bei Volkswagen spitzt sich dramatisch zu: Das Unternehmen plant eine umfassende Restrukturierung, die zahlreiche Arbeitsplätze gefährdet und deutliche Gehaltseinbußen für die verbleibenden Mitarbeiter bedeutet. Betriebsratschefin Daniela Cavallo informierte die Belegschaft am Hauptsitz in Wolfsburg über die bevorstehenden Maßnahmen. Laut ihren Aussagen soll der Konzern mindestens drei seiner zehn deutschen Werke schließen, und auch die verbliebenen Standorte sind vor Einschnitten nicht sicher. „Keines ist sicher!“, betonte Cavallo und sprach von einem umfassenden „Sparhammer“ seitens des Managements.

Volkswagen beschäftigt deutschlandweit rund 120.000 Mitarbeiter, die Hälfte davon in Wolfsburg. Die angekündigten Maßnahmen könnten zehntausende Beschäftigte in die Arbeitslosigkeit treiben. Cavallo warnt davor, dass „die Standortregionen ausgeblutet werden“ und kritisierte die Entscheidungen des Vorstandes scharf: „Der Vorstand hat der Belegschaft hier alles angezündet, er hat alles in Flammen gesetzt – und sich dann verdrückt.“ Für viele Mitarbeiter sei dies ein klarer Vertrauensbruch und Ausdruck fehlender Wertschätzung.

Gehaltskürzungen und Bonusstreichungen für die verbleibenden Mitarbeiter

Neben den Werksschließungen sind weitere Einschnitte geplant: Für die verbleibenden Mitarbeiter soll es zu drastischen Gehaltskürzungen kommen. Konkret bedeutet das eine Absenkung der Gehälter um zehn Prozent, das Aussetzen der tariflichen Zulage von 167 Euro monatlich und eine Nullrunde für die nächsten zwei Jahre. Insgesamt ergibt sich daraus eine Gehaltseinbuße von etwa 18 Prozent. Zudem sollen Jubiläumszahlungen für langjährige Mitarbeiter entfallen, und Boni, die mit der IG Metall verhandelt wurden, stehen ebenfalls zur Disposition.

Auch die Ostdeutschen Werke sind von den Maßnahmen betroffen, was das Ausmaß der Einschnitte noch einmal verdeutlicht. Die Einsparungen scheinen alle Mitarbeiterebenen unterhalb des Managements zu betreffen. Cavallo kritisierte den Vorstand scharf: „Ein solches Verhalten ist schäbig. Es hat mit Wertschätzung rein gar nichts mehr zu tun.“

IG Metall kritisiert „Kahlschlagsfantasien“

Die Reaktionen der Gewerkschaft IG Metall lassen erkennen, dass ein heftiger Konflikt bevorsteht. Der Verhandlungsführer der IG Metall, Thorsten Gröger, zeigt sich entschlossen, gegen die Kürzungspläne vorzugehen. „Wir erwarten, dass statt Kahlschlagfantasien am Verhandlungstisch tragfähige Zukunftskonzepte skizziert werden, dort, wo von Arbeitgeberseite bislang wenig mehr als Floskeln präsentiert wurde,“ erklärte Gröger. Am kommenden Mittwoch ist ein weiteres Treffen zwischen dem Vorstand und der Gewerkschaft geplant, bei dem über den Haustarif und die Gehaltskürzungen verhandelt wird. Eine Einigung scheint jedoch unwahrscheinlich, da der Betriebsrat auf eine Gehaltserhöhung von sieben Prozent drängt, während der Vorstand auf eine zehnprozentige Kürzung besteht.

Volkswagen befindet sich in einer tiefen Krise, die von rückläufigen Verkaufszahlen und steigenden Produktionskosten geprägt ist. Die Krise hat bereits dazu geführt, dass die Beschäftigungssicherung, die seit über 30 Jahren bestand, im September aufgekündigt wurde. Ab Mitte nächsten Jahres wären damit auch betriebsbedingte Kündigungen möglich.

Eskalation unvermeidbar?

In ihrer Rede schloss Cavallo mit einer unmissverständlichen Warnung an die Unternehmensführung: „Legt euch nicht mit uns, mit der VW-Belegschaft an. Ihr steht ganz kurz vor der Eskalation!“ Die Belegschaft steht vereint gegen die drastischen Kürzungspläne und erwartet vom Vorstand Alternativen, die die Arbeitsplätze und das Einkommen der Mitarbeiter schützen. Die kommenden Wochen dürften entscheidend sein, um eine mögliche Eskalation des Konflikts zwischen der Belegschaft und dem Vorstand zu verhindern.

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