War Selenskyj über die Nord-Stream 2 Sprengung informiert?

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Eine Enthüllung mit politischer Sprengkraft: Hat er am Ende sogar sein OK dazu gegeben?

Am 26. September 2022 erschütterten mehrere Detonationen den Meeresboden vor der dänischen Insel Bornholm und der südschwedischen Küste. Diese Explosionen zerstörten drei von vier Röhren der Nord-Stream-Pipelines, die Russland mit Europa verbinden und eine wesentliche Rolle in der Energieversorgung des Kontinents spielen. Diese Sabotageaktion zählt zu den größten und spektakulärsten der jüngeren Geschichte. Neue Enthüllungen des „Wall Street Journal“ (WSJ) werfen nun ein überraschendes Licht auf die Hintergründe dieser Operation und bringen den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in den Fokus.

Der Ursprung der Idee: Eine Nacht im Rausch

Laut exklusiven Recherchen von Bojan Pancevski, Chef-Korrespondent für europäische Politik beim WSJ, entstand die Idee zur Sprengung der Nord-Stream-Pipelines in einer Atmosphäre ausgelassener Feierlichkeiten. Im Mai 2022, kurz nach dem erfolgreichen Widerstand der ukrainischen Armee gegen den russischen Angriff auf Kiew, soll eine Gruppe hochrangiger ukrainischer Militärs und wohlhabender Geschäftsleute in einem alkoholgetränkten Taumel den radikalen Vorschlag gemacht haben, die Nord-Stream-Pipelines zu zerstören.

Mehr zum Thema: Haftbefehl gegen Ukrainer wegen Nord-Stream-Sabotage

Ein anonymer ukrainischer Militär beschreibt die Ursprünge der Operation: „Letztlich ist alles aus einer alkoholisierten Nacht und dem eisernen Willen einer Handvoll Menschen entstanden, die den Mut hatten, ihr Leben für ihr Land zu riskieren.“ Diese Worte verdeutlichen die spontane und unkonventionelle Entstehung dieses Plans, der später weltweit für Aufsehen sorgen sollte.

Selenskyjs Rolle: Wissen und Rückzieher

Politisch brisant sind die Behauptungen, dass Präsident Wolodymyr Selenskyj über den Plan zur Zerstörung der Pipelines informiert war. Laut vier mit der Verschwörung vertrauten Personen soll Selenskyj den Plan zunächst innerhalb weniger Tage genehmigt haben, bevor er sich entschloss, das Vorhaben zu stoppen. Alle Absprachen seien mündlich erfolgt, um keine schriftlichen Spuren zu hinterlassen, was die Nachvollziehbarkeit der Ereignisse erschwert.

Doch der damalige Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, setzte den Plan offenbar eigenmächtig fort. „Es war zu spät“, soll Saluschnyj zu Selenskyj gesagt haben, als dieser versuchte, die Operation zu stoppen. „Die Aktion ließ sich nicht mehr aufhalten.“ Die Saboteure seien bereits unterwegs gewesen, ohne Kommunikationsmittel, um das Risiko einer Entdeckung zu minimieren. Diese Beschreibung vergleicht die Operation mit einem Torpedo, der nach dem Abschuss nicht mehr zurückgeholt werden kann.

Westliche Geheimdienste und der Warnruf

Die Rolle westlicher Geheimdienste in dieser Affäre ist ebenfalls von Bedeutung. Die Niederlande, die nach dem Abschuss von Flug MH-17 im Jahr 2014 erhebliche Geheimdienstkapazitäten in Russland und der Ukraine aufgebaut hatten, kamen dem Sabotageplan auf die Spur. Sie warnten die CIA und Deutschland, die daraufhin von Selenskyj verlangten, den Plan zu stoppen. Obwohl Selenskyj dieser Aufforderung nachgekommen sein soll, war es laut Saluschnyj bereits zu spät, die Operation zu verhindern.

Die Durchführung: Ein fehleranfälliger Plan

Die Durchführung der Sabotage selbst war von zahlreichen Pannen geprägt. Insider berichten, dass die Kosten der Operation bei rund 300.000 US-Dollar lagen, finanziert von wohlhabenden Geschäftsleuten. Das Team, das die Sprengung ausführte, mietete die Yacht „Andromeda“ und heuerte eine sechsköpfige Crew an, darunter zivile Taucher. Um den Anschein einer harmlosen Bootstour zu erwecken, war auch eine Frau Teil der Besatzung.

Doch die Durchführung der Sabotage verlief nicht reibungslos. Fast wäre die Operation wegen schlechten Wetters abgebrochen worden, und ein Taucher ließ in der Eile eine Bombe in die Tiefe des Meeres fallen. Nach der erfolgreichen Sprengung verließ die Crew die „Andromeda“, ohne das Boot gründlich zu säubern, was sich später als verhängnisvoller Fehler herausstellte. Deutsche Ermittler fanden Sprengstoff-Spuren und Fingerabdrücke an Bord, die zur Identifizierung der Beteiligten beitrugen.

Der Hauptverdächtige und die Ermittlungen

Ein zentraler Verdächtiger in diesem Fall ist der Tauchlehrer Wolodymyr Z., der laut WSJ-Bericht auf einer deutschen Autobahn geblitzt wurde. Gegen ihn liegt seit Juni 2022 ein Haftbefehl vor. Seine Beteiligung und die Spuren, die er hinterließ, werfen ein Schlaglicht auf die mangelnde Professionalität und die Risiken, die mit der Durchführung solcher verdeckter Operationen verbunden sind.

Ein politisches und diplomatisches Minenfeld

Die Enthüllungen rund um die Nord-Stream-Sprengung werfen viele Fragen auf und haben das Potenzial, weitreichende politische und diplomatische Konsequenzen zu haben. Die Rolle von Präsident Selenskyj, die Eigenmächtigkeit von Walerij Saluschnyj und die Beteiligung westlicher Geheimdienste bilden ein komplexes Geflecht, das noch lange für Diskussionen sorgen dürfte. Die Tatsache, dass die Operation letztlich durch menschliche Fehler und unvorhergesehene Umstände beinahe gescheitert wäre, unterstreicht die Fragilität solcher verdeckten Missionen.

Diese Geschichte zeigt einmal mehr, wie dicht politische Entscheidungen, militärische Aktionen und die Macht des Zufalls beieinander liegen können. Die Nord-Stream-Sprengung könnte somit nicht nur als bedeutender Sabotageakt, sondern auch als Lehrstück über die Risiken und Unwägbarkeiten geheimer Operationen in die Geschichte eingehen.

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