Der Austausch von Geiseln zwischen Israel und der Hamas gerät ins Stocken. Nachdem acht Geiseln freigelassen wurden, setzte die israelische Regierung die geplante Entlassung von über 100 palästinensischen Häftlingen vorerst aus. Grund dafür waren chaotische Szenen bei der Übergabe im Gazastreifen, die weltweit für Entsetzen sorgten.
Geiselübergabe unter schwierigen Bedingungen
Die am Freitag freigelassenen Geiseln – darunter die israelische Soldatin Agam Berger, die Deutsch-Israelis Arbel Yehud und Gadi Moses sowie fünf thailändische Arbeiter – wurden zunächst dem Roten Kreuz übergeben. Doch insbesondere in Chan Yunis kam es zu Tumulten. Vermummte Hamas-Kämpfer führten die Geiseln durch eine Menschenmenge, die lautstark rief und drängelte. Videoaufnahmen zeigen, wie eine Geisel auf einer Bühne vor der Menge posieren musste.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verurteilte die Szenen scharf: „Ein weiterer Beweis für die unvorstellbare Grausamkeit der Hamas.“ Auch Israels Präsident Izchak Herzog sprach von „Szenen der Misshandlung und des Terrors“, betonte aber zugleich die Erleichterung über die Rückkehr der Geiseln.
Freude und Kritik an der Übergabe
Die Rückkehr der Geiseln löste in Israel gemischte Reaktionen aus. Während Angehörige ihre Erleichterung zeigten, sorgte die Art der Übergabe für Wut. Die Familie der Soldatin Agam Berger brach in Tränen aus, als sie die ersten Bilder im Fernsehen sahen.
Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock äußerte sich erleichtert über die Freilassung der Deutsch-Israelis: „Ein Segen, dass sie endlich wieder in den Armen ihrer Familien liegen können.“ Gleichzeitig kritisierte sie, dass die Geiseln bis zuletzt von der Hamas gedemütigt worden seien.
Geplante Freilassung palästinensischer Häftlinge gestoppt
Im Gegenzug zur Freilassung der Geiseln sollten 110 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Viele von ihnen verbüßen lange Haftstrafen, darunter auch Sakaria Subeidi, ein ehemaliger Kommandeur der Fatah-Miliz während der Zweiten Intifada. Auch Mahmud Atallah, der wegen der Ermordung einer Palästinenserin inhaftiert ist, sollte freikommen.
Die israelische Regierung stoppte den Austausch jedoch kurzfristig. „Die Freilassung erfolgt erst, wenn die Sicherheit der israelischen Geiseln gewährleistet ist“, hieß es aus Regierungskreisen.
Unklare Zukunft der Verhandlungen
Nach aktuellen Informationen sollen am Samstag drei weitere israelische Geiseln freigelassen werden. Noch immer befinden sich rund 80 Geiseln in der Gewalt islamistischer Gruppen im Gazastreifen. Ob und wann der Austausch der palästinensischen Häftlinge fortgesetzt wird, bleibt unklar.