Eine jüngst veröffentlichte Stellenausschreibung des Bundeskanzleramts sorgt für Wirbel und Empörung, vor allem in den Reihen ostdeutscher Politiker. Die Formulierung, die explizit „Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Ostdeutsche“ zur Bewerbung auffordert, hat eine hitzige Debatte entfacht. Die Gleichsetzung von Ostdeutschen mit Menschen mit Migrationshintergrund durch die Regierung der Ampelkoalition, die sich Vielfalt und Gleichstellung auf die Fahnen geschrieben hat, stößt auf Unverständnis und Kritik.
Eine Gleichsetzung, die Fragen aufwirft
Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt und selbst im Osten geboren, zeigte sich irritiert über die Einordnung von Ostdeutschen als eine Art Sondergruppe in der Stellenausschreibung. Dass Ostdeutsche nach über drei Jahrzehnten der deutschen Einheit in einem Satz mit Einwanderern genannt werden, empfindet er als unangebracht und problematisch. „Mann oh Mann“, so seine Reaktion, die er gegenüber dem Bundesbeauftragten für Ostdeutschland, Carsten Schneider (SPD), zum Ausdruck brachte. Schneider reagierte zwar mit einem Augenzwinkern, doch Haseloff war keineswegs zum Scherzen zumute: „Sie können sich vorstellen, wie so etwas bei uns ankommt.“
Die Ampelkoalition und ihr Umgang mit Diversität
Diese Stellenausschreibung wirft ein grelles Licht auf die Diversitätspolitik der Bundesregierung und offenbart eine mögliche Blindstelle im Verständnis von gesellschaftlicher Vielfalt und Einheit. Während die Intention, eine inklusive Arbeitsumgebung zu schaffen, grundsätzlich zu begrüßen ist, deutet die spezifische Erwähnung von Ostdeutschen neben Menschen mit Migrationshintergrund auf eine problematische Kategorisierung hin. Diese Vorgehensweise suggeriert eine Unterscheidung, die viele als überholt und spaltend empfinden.
Zwischen Diversität und Diskriminierung
Die Debatte zeigt, dass der Grat zwischen der Förderung von Diversität und der ungewollten Schaffung neuer Diskriminierungsformen schmal ist. Die spezielle Ansprache von Ostdeutschen in der Stellenausschreibung könnte als implizite Annahme interpretiert werden, dass diese Gruppe innerhalb der Bundesrepublik eine ähnliche Förderung benötigt wie Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Eine solche Sichtweise wäre nicht nur eine Verkennung der realen Fortschritte seit der Wiedervereinigung, sondern auch eine unzulässige Vereinfachung der komplexen sozialen und wirtschaftlichen Lage in Ostdeutschland.
Eine sensible Debatte um Gleichstellung
Die Aufregung um die Stellenausschreibung des Bundeskanzleramts unterstreicht die Notwendigkeit eines sensibleren Umgangs mit dem Thema Diversität und Gleichstellung. Es gilt, die Vielfalt der deutschen Gesellschaft anzuerkennen, ohne dabei in stereotype Kategorisierungen zu verfallen, die letztlich mehr trennen als vereinen. Die Debatte fordert von der Politik ein differenzierteres Verständnis und eine reflektierte Kommunikation, die die Vielschichtigkeit der deutschen Einheit in all ihren Facetten berücksichtigt.