Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) steht unter massivem Druck. Nach anhaltenden Unruhen im Verband hat die Justiz nun Ermittlungen eingeleitet. Am Mittwoch kam es zu einer Durchsuchung der Geschäftsräume in Warendorf. Grundlage für diese Maßnahme ist ein Beschluss des Amtsgerichts Münster, der unter anderem Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue gegen hochrangige Funktionäre der FN zum Ziel hat.
Ermittlungen gegen Spitzenfunktionäre
Im Fokus der Ermittlungen stehen unter anderem der derzeitige Generalsekretär Soenke Lauterbach, der frühere Finanzkurator Gerhard Ziegler, FN-Geschäftsführer Klaus Miesner, der ehemalige Präsident Hans-Joachim Erbel sowie der frühere Geschäftsführer Hans-Rainer Reisloh. Laut Gerichtsbeschluss geht es um interne finanzielle Vorgänge, die die Justiz als potenziell rechtswidrig betrachtet.
Besonders brisant: Lauterbach und Erbel wurden im Juli von der Mitgliederversammlung nicht entlastet, woraufhin Erbel seinen Rücktritt erklärte. Lauterbach kündigte ursprünglich für Ende September 2025, wurde jedoch auf eigenen Wunsch bereits zum 31. Dezember 2024 freigestellt.
Zentrale Vorwürfe
Im Zentrum der Ermittlungen stehen laut Gerichtsbeschluss mutmaßlich unangemessene Bonuszahlungen und Vorsorgeverträge. Üblicherweise sollen ausgewählte Mitarbeiter jährlich zwischen 80.000 und 90.000 Euro erhalten haben. Für Abteilungsleiter und Vorstandsmitglieder sollen ähnliche Beträge geflossen sein. Lauterbach und ein weiterer Funktionär sollen allein 50.000 Euro an internen Bonuszahlungen erhalten haben.
Zusätzlich wurden Vorsorgeverträge aufgedeckt, die erhebliche Zahlungen bei Renteneintritt vorsehen. Für Lauterbach sollen dadurch bis zu 600.000 Euro zusätzlich zur betrieblichen und gesetzlichen Rente anfallen.
Ziel der Durchsuchung
Die Durchsuchung der FN-Geschäftsräume sowie der dazugehörigen Fahrzeuge hatte zum Ziel, Beweismaterial sicherzustellen. Im Fokus standen Verträge, Protokolle, Personalakten und digitale Unterlagen wie E-Mails und Speichermedien. Die Behörden hoffen, durch diese Beweise weitere Details zu den fragwürdigen Vorgängen aufdecken zu können.
Hintergründe und Konsequenzen
Die aktuellen Vorfälle sind ein weiterer Schlag für den ohnehin angeschlagenen Verband. Der neue Präsident Martin Richenhagen steht vor der schwierigen Aufgabe, die Glaubwürdigkeit der FN wiederherzustellen. Die Ermittlungen und der Verdacht der Untreue belasten nicht nur die betroffenen Personen, sondern werfen auch ein schlechtes Licht auf die Organisation als Ganzes.
Die Razzia markiert einen Wendepunkt in der Aufarbeitung interner Vorgänge. Ob und wie die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die FN steht vor einer tiefgreifenden Krise, die nicht nur das Vertrauen in den Reitsportverband, sondern auch dessen zukünftige Struktur auf den Prüfstand stellt.