Undeklarierte Neuwagen als Gebrauchtautos
Chinesische Hersteller verkaufen fabrikneue Fahrzeuge als „Gebrauchtwagen“, um Exportzölle, technische Auflagen und Steuern zu umgehen. Laut Reuters betrifft dies v. a. Autos mit null Kilometer auf dem Tacho, die in Länder wie Russland, Zentralasien und den Nahen Osten geliefert werden.
Staatliche Mitwirkung
Offiziell kontrolliert, wettert doch Peking gegen das Vorgehen. Tatsächlich werden Exportlizenzen beschleunigt erteilt und Steuererstattungen zügig bearbeitet – staatliche Unterstützung, die den Trick erleichtert.
Verzerrter Wettbewerb
Diese Praxis verzerrt den globalen Automarkt massiv. Kunden erhalten Neuwagen zum Gebrauchtwagenpreis, während lokale Wettbewerber benachteiligt werden. Die EU fordert inzwischen strengere Kontrollen, Russland hat den Import dieser „Null‑Kilometer“-Fahrzeuge bereits verboten.
Hintergrund: Preisdruck in China
Der starke Wettbewerb auf dem Heimatmarkt zwingt Hersteller zu radikalen Maßnahmen. Tu Le von Auto Insights sagt: „Die Unternehmen sind gezwungen, jeden erdenklichen Umsatz zu machen.“ Wang Meng vom Verband chinesischer Autohändler schätzt, dass 90 % der exportierten „Gebrauchtwagen“ faktisch fabrikneu sind.
Exportmeister China
2024 exportierte China 6,41 Millionen Fahrzeuge – mehr als jeder andere Staat. Etwa 6 % dieser Fahrzeuge wurden offiziell als Gebrauchtwagen deklariert. Neben Verbrennern betrifft dies inzwischen zunehmend auch Elektroautos.
Staatliche Kritik und Reaktionen
Ein erstes öffentliches Machtwort kam vom Hersteller Great Wall, der sich gegen diesen Trick stellte. Eine staatliche Zeitung thematisierte den Export als Ursache für den Preiskampf und forderte Aufsicht. Das Handelsministerium lud Hersteller zu Gesprächen ein – kritische Worte mit Signalwirkung.
Staatliche Förderung bleibt bestehen
Trotz öffentlicher Einwände fördert die Regierung die Exportstrategie weiter: Exportquoten bleiben hoch, Begünstigungen bestehen, Anreize werden gesetzt. Eine klare Distanzierung fehlt bislang.
Internationale Reaktionen
Einige Importländer reagieren bereits. Jordanien prüft nun, wie „Gebrauchtwagen“ überhaupt definiert sein müssen – ein Schritt zur Schließung der Schlupflöcher.